„Reproduktionsmedizin und Leitbilder?“

Die moderne Reproduktionsmedizin hat geradezu dramatische Veränderungen mit sich gebracht und steht in ihrer Entwicklung noch keineswegs am Ende. In der Radio-Vorarlberg-Sendung „Focus“ nimmt sich der evangelische Theologe Ulrich Körtner des Themas an.

Heute kann, je nach gesetzlicher Möglichkeit, eine Mutter entweder als genetisch betrachtet werden, weil von ihr die Eizelle stammt oder sie kann biologisch sein, weil sie das Kind als Leihmutter ausgetragen hat und sie kann letztlich die soziale Mutter sein, weil das Kind bei ihr lebt.

Die Focus-Sendung zum Nachhören:

Nicht nur dass Frauen in den westlichen Gesellschaften die Kinder immer später bekommen, sie können sich die Geburt auch aufsparen, erzählt der evangelische Theologe Ulrich Körtner.

Neuer Trend: Egg Freezing

Der letzte Schrei sei das Egg Freezing: Facebook und Apple wollen ihren Mitarbeiterinnen die Kosten für das Einfrieren von Eizellen erstatten - damit sie vor dem „Kinderkriegen“ Karriere machen können. Nicht wenige halten dieses Angebot der US-amerikanischen Konzerne für pervers.

Sendungshinweis:

„Focus“, 8.11.2014, 13.00-14.00 Uhr
15.11.2014, 21.00-22.00 Uhr

Man hat heute auch die Möglichkeit der Befruchtung im Reagenzglas und der medizinisch unterstützten Schwangerschaft. Die künstliche Befruchtung - die In-Vitro-Fertilisation - ist bei uns nur für verheiratete Paare oder für heterosexuelle Paare, die in einer dauerhaften Verbindung leben, möglich.

Weitere Möglichkeit: Künstliche Befruchtung

In Österreich wollte man auf Seiten des Gesetzgebers nah am herkömmlichen Familienbild bleiben. Die Eizell- und die Samenspende sind in Österreich nicht erlaubt. 2Ich kann dies aber in Tschechien oder Spanien durchführen lassen und in Österreich ein Kind gebären", merkt Körtner an.

Ulrich Körtner

ORF

Theologe Ulrich Körtner

Diese daraus gewachsene Vielfältigkeit innerfamiliärer Beziehungen stelle auch die Kirchen vor die Frage, wie sie sich angesichts solcher Entwicklungen zu Sexualität und den verschiedenen Formen von Lebensgemeinschaften positionieren.

Für Ulrich Körtner ist klar, dass die Bilder von Sexualität und Partnerschaft einem Wandel unterliegen, der auch vor den Kirchentoren nicht Halt macht. „Man muss die Verhältnisse in der Antike, in den christlichen Gemeinden der Spätantike anschauen: wie war damals die Sache mit dem Eherecht? Wie sind Ehe und Familie gelebt worden? Aus biblischen Texten kann man kurzschlüssig die Ehe, wie wir sie heute haben, nicht ableiten.“

Zur Person

O. Univ.-Prof. Dr. DDr. h.c. Ulrich H.J. Körtner (Jg. 1957) ist seit 1992 Ordinarius für Systematische Theologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien und Institutsvorstand. Nach dem Studium der Evangelischen Theologie in Bethel, Münster und Göttingen Assistentenzeit und Vikariat an der Kirchlichen Hochschule Bethel und in Bielefeld. 1982 Promotion. 1987 Habilitation an der Kirchlichen Hochschule Bethel. 1986-1990 Gemeindepfarrer in Bielefeld, 1990-1992 Studienleiter an der Evangelischen Akademie Iserlohn.

Wissenschaftler des Jahres 2001. 2010 wurde ihm die Ehrendoktorwürde des Institut Protestant de Théologie/Faculté libre de Théologie Protestante de Paris verliehen, 2013 die Ehrendoktorwürde der Reformierten Theologischen Universität Debrecen.

Musik

G* QUINTESSENCE SAXOPHONE QUINTET - MOVING MOZART
T* Sinfonie Nr.40 in g-moll KV 550 / Bearb. des 1.Satzes für Saxophon Quintett
AS* Symphonie

CD* Diagonal
T* Tibetian Prayers

A: Simon Helbock - Simon Frick Duo
S: David Helbock/Klavier, Percussion, Electronics
S: Simon Frick/Violine, E-Violine, Electronics

CD* Diagonal
T* Heaven and Earth

A: Simon Helbock - Simon Frick Duo
S: David Helbock/Klavier, Percussion, Electronics
S: Simon Frick/Violine, E-Violine, Electronics