David Steindl-Rast: „Vertrauen in das Leben“

Benediktinermönch David Steindl-Rast spricht in der Sendung „Focus - Themen fürs Leben“ bei ORF Radio Vorarlberg über das Thema „Vertrauen in das Leben“. Hier finden Sie die Sendung zum Nachhören.

Die Sendung zum Nachhören:

Sendungshinweis:

„Focus“, 30.8.2014 (WH)

In der bis auf den letzten Platz besetzten Propsteikirche von St. Gerold verzauberte der 88-jährige Benediktinermönch seine Zuhörerschaft mit seinen Betrachtungen zum Leben, der heiligen Begeisterung und der Auferstehung. Er eröffnete mit den Zeilen aus Georg Trakls(1897-1914) „Ein Winterabend“, die er mit St. Gerold verbinde.

Eine Strophe lautet:
Mancher auf der Wanderschaft
kommt ans Tor auf dunklen Pfaden.
Golden blüht der Baum der Gnaden
aus der Erde kühlem Saft.

Steindl Rast

Bildungshaus St.Arbogast

David Steindl-Rast

Hier habe für viele der Baum der Gnaden zu blühen begonnen. Der kühle Saft der Erde, aus dem dieser Baum der Gnade aufblüht, stehe für die allgemein menschliche Religiosität. Sie blühe in vielen verschiedenen Formen der Weltreligionen und den verschiedenen Formen, in den sich diese Religiosität äußere.

Menschen auf Geheimnis angelegt

Der christliche Baum der Gnaden blühe im Laufe des Kirchenjahres (zwischen Advent/Weihnachten /Ostern und Pfingsten)auf. Am Sonntag nach Pfingsten feiere die Kirche die allgemein-menschliche Religiosität. Diese allgemein-menschliche Religiosität nennt Steindl-Rast die „Ur-Religiosität“ und meint damit das Vertrauen in das Leben.

Wir Menschen seien die Tiere, die auf das Geheimnis hin angelegt seien. Den Menschen Homo sapiens zu nennen sei doch etwas gewagt und nicht immer beweisbar, meint Steindl-Rast. Es ließen sich gute Beweise gegen unsere Weisheit erbringen. Auf unser Angelegtsein auf das Geheimnis gebe es keinen Gegenbeweis. Wir seien alle auf das Geheimnis angelegt und dieses große Geheimnis, das manche Gott oder das göttliche Geheimnis nennen, sei für alle Menschen das Leben.

Drei Ur-Fragen im Leben

Wir stünden dem Leben als großes Geheimnis gegenüber, seien aber gleichzeitig ins das Leben völlig eingebettet. Wir lebten und doch sei es uns ein unaussprechliches Geheimnis. Es wäre für viele ein leichteres Leben zu sagen, wenn wir Gott meinten, so Steindl-Rast. Es sei völlig berechtigt und weniger missverständlich.

Wir könnten die Frage gar nicht beantworten: „Hast du das Leben oder hat das Leben dich?“ Das Leben habe uns eigentlich mehr, als wir das Leben hätten. Diese Beziehung zum Leben erlebe jeder Mensch auf drei verschiedene Weisen. Unsere Beziehung zum Leben drücke sich in drei Ur-Fragen aus, mit denen jeder Mensch im Leben konfrontiert werden. Diese Fragen lauten laut Steindl-Rast

  • „Warum?“ zur unauslotbaren Tiefe des Lebens
  • „Was ist es letztlich?“ zu allem, was es gibt
  • „Wie sollen wir das Leben angehen?“

Diese drei Fragen führten uns in die unauslotbare Tiefe, die unausschöpfliche Weite und die unermessliche Lebendigkeit des Geheimnisses ein.

Warum bin ich da? ... weil es DICH gibt

Warum bin ich überhaupt da? Warum gibt es etwas und nicht nichts? Warum gibt es das Leben? Warum kann ich sagen, dass ich da bin?

Was? Was ist das?

Es gibt mich, das ICH, was ist das, das ich sogar beobachten kann? Was ist alles, was es gibt? Wenn wir uns auf die unermessliche Fülle Tiefe und Weite von allem was es im Leben gibt einließen, dann sei alles letztlich verständlich als Wort, das uns anspreche, auf das wir antworten könnten, dürften und sollten. Wir seien bei allem, das ausgesprochen wird, die Angesprochenen. Wir seien aus- und angesprochen, das mache die sonderbare Stellung in diesem Geheimnis des Lebens aus.

Wie? ...soll ich hier an diesem Kreuzungspunkt leben?

Die Antwort ist durch laut Steindl-Rast durch Leben. Man könne das Leben nur durch Leben begreifen. Das Wort, das auf uns zukomme, beantworte man dadurch, dass man lebe. Das sei Ausdruck des Verstehens.

Wie verstehen wir? Wir verstünden das Wort, das aus dem Schweigen kommt, durch ein Tun. Man könne nur durch Tun verstehen. Wir verstünden das Leben nur dadurch, dass wir es leben, so Steindl-Rast.

Zur Person

Br. David Steindl-Rast, O.S.B., wurde 1926 in Wien geboren, wo er Kunst, Anthropologie und Psychologie studierte. Nach seiner Promotion in Psychologie wurde er 1953 in den USA Benediktinermönch. 12 Jahre nach seinem Klostereintritt Teilnahme am buddhistisch-christlichen Dialog und intensives Zen-Studium. Zwischen weltweiten Vortragsreisen und Lehraufträgen lebt Br. David einen Teil des Jahres als Einsiedler und widmet sich dem Netzwerk Dankbares Leben. Er brachte ein neues spirituelles Verständnis in das Leben vieler Menschen. Beiträge finden sich in über 30 Büchern.

www.dankbar-leben.org

Literatur

Achtsamkeit des Herzens (HERDER Spektrum)

Credo: Ein Glaube, Der Alle Verbindet (HERDER Spektrum)

Fülle und Nichts: Von innen her zum Leben erwachen (HERDER spektrum)

Musik

G* FANTASIESTÜCKE FÜR VIOLA UND KLAVIER T* Die Lotusblume - Nr.7 aus „Myrten“, op.25

S: Klaus Christa/Viola S: Mayu Namba/Klavier

CD* Serenade : Tommy Reilly und die Academy of St.Martin in the Fields
T* Serenade - für Mundharmonika und Kammerensemble

CD* Serenade : Tommy Reilly und die Academy of St.Martin in the Fields
T* My Lagen Love - Volkslied aus Irland / Bearbeitung für Mundharmonika und Kammerensemble