„Was ist ein gutes Leben, was ein gutes Jahr?“

Univ.-Prof. DDDr. Clemens Sedmak erläutert in der Sendung „Focus“ bei ORF Radio Vorarlberg das Thema: „Was ist ein gutes Leben, was ein gutes Jahr“.

Die Sendung zum Nachhören:

Sendungshinweis:

„Focus“, 10.1.2014

Wenn man am Beginn eines neuen Jahres einen leeren Kalender vor sich hat, dann blättert man ihn durch und wird fast zwangsläufig philosophisch, sagt Prof. Sedmak. Man weiß: Am Ende des Jahres wird der Kalender mit Erfahrungen und Erlebnissen gefüllt sein. Es wird auch so sein, dass man möglicherweise an seinem eigenen Sterbetag vorbeikommen wird. Es muss ja nicht im Jahr 2014 sein. In Anbetracht eines leeren Kalenders stellt sich die Frage: „Was macht ein gutes Jahr aus?“

Wie möchtest du das Jahr gelebt haben?

Dafür zitiert Clemens Sedmak Bronnie Ware, eine australische Hospizkrankenschwester. Ihr Buch „5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen“:

  • 1. Es wird bereut, sich zu wenig um die Freunde gekümmert zu haben.
  • 2. Die Reue, zu viel gearbeitet zu haben.
    3. Es wird bereut, nicht die Person gewesen zu sein, die man eigentlich ist.
    4. Die Reue, seine Gefühle nicht authentisch ausgedrückt zu haben.
    5. Die Reue, sich nicht genug um sein Glück gekümmert zu haben.
Clemens Sedmak

Flickr/ Christliches Medienmagazin pro

Clemens Sedmak

Die humanistische Geisteshaltung

Clemens Sedmak beruft sich auf den Franziskanermönch Roger Bacon. Er lebte im 13. Jahrhundert und beschrieb vier Ideen, die das Leben bereichern:

  • 1. Die Idee der Bildung
  • 2. Die Idee der Menschenwürde
  • 3. Die Idee des Individuums, das in der Mitte steht. Jeder Mensch ist einzigartig. Das Individuum ist unausschöpfbar.
  • 4. Die Idee des Respekts und der Achtung

Bei der Bildung sei es wichtig, der Erfahrung von Wissen Raum zu geben. Bildung war für Bacon der wache Blick, die Beobachtung oder auch das Experiment. Bildung hieß für Bacon auch, Sprachkenntnisse zu haben. Man müsse für das Studium der Theologie auch über Sprachkenntnisse verfügen. Bildung bedeutete aber auch, Hindernisse auf dem Weg zum Wissen überwinden.

Vier Hindernisse auf dem Weg zur Bildung sieht Bacon: die Meinung der Vielen; die langandauernde Gewohnheit und die brüchige Autorität - etwa , wenn es heißt: „Das sagt die Hirnforschung.“

Weiters gehöre dazu die Sucht, den Anschein von Weisheit erwecken zu wollen (lateinisch Vanitas- die Eitelkeit). Bildung bedeute, gegen diese Hindernisse anzukämpfen.

Der Feldkircher Georg Joachim Rheticus

Mit Georg Joachim Rheticus wurde in Feldkirch am 16. April 1514 ein namhafter Gelehrter geboren. Der Vater war Stadtmedicus, die Mutter stammte aus norditalienischem Adel. Lehrer, Freundschaften, Verwundbarkeit und Neugierde waren weitere vier Grundlinien, die für den Humanismus von Bedeutung sind. Rheticus hatte Lehrer, von denen er wusste, dass er Grund hatte, ihnen dankbar zu sein.

Was ihn am Leben gehalten hat, waren treue Freunde. Teil eines guten Lebens sei es, die Kunst der Freundschaft zu üben und zu den Freunden treu zu stehen. Zu diesen humanistischen Tugenden zählen auch die Verwundbarkeit und Zerbrechlichkeit des Lebens und mit ihr umzugehen, Bei Rheticus waren es seine Schwermut, seine Flucht aus Leipzig und ein einsamer Tod. Die Würde des Menschen zeige sich nicht nur in den großen Leistungen, sondern auch im Kleinen, im Scheitern und dadurch, wie man mit Leiden umgeht.

Zur Person:

Univ.-Prof. DDDr. Clemens Sedmak Professor Clemens Sedmak (geb. 1971), Philosoph und Theologe. Lehrstuhl am King’s College der Universität London. Er leitet das 2005 gegründete Zentrum für Ethik und Armutsforschung an der Universität Salzburg und ist seit 2006 Präsident der Salzburg Ethik Initiative sowie seit 2009 des Internationalen Forschungszentrum für soziale und ethische Fragen. Prof. Sedmak ist Autor zahlreicher Bücher und Publikationen.

Zuletzt erschienen:

Literatur:

Clemens Sedmak."Geglücktes Leben: Was ich meinen Kindern ans Herz legen will" (2012),

Clemens Sedmak."Wie man (vielleicht) in den Himmel kommt" (2013, gemeinsam mit Christian Resch)

Robert und Edward Skidelsky -Wie viel ist genug?: Vom Wachstumswahn zu einer Ökonomie des guten Lebens. Verlag Kunstmann

Bronnie Ware. 5 Dinge, die Sterbende am meisten bereuen: Einsichten, die Ihr Leben verändern. Arkana Verlag.

Musik: ACCORDION TRIBE T* Dolores/instr. Otto Lechner/Akkordeon Bratko Bibic/Akkordeon

SMOKE LIVE ! My way Mnozil Brass

ACCORDONE Lo sono stanco Marco Beasley/Gesang, Percussion Guido Marini/Cembalo, Pianoforte, Orgel, Orgelpositiv

ZIRZOP Andrejs Nächte Fatima Spar und die Freedom Fries