Rettungsdienst vor Kollaps: Land will helfen
Bei der Generalversammlung des Vorarlberger Roten Kreuzes am Dienstagabend warnte Präsident Ludwig Summer vor dem bevorstehenden Kollaps des Rettungsdienstes in Vorarlberg. Für den Vizepräsidenten des Roten Kreuzes, Harald Sonderegger, ist diese Formulierung zu dramatisch - er beschwichtigt.
Engpässe: Lösung bereits in Arbeit
Wie auf der Jahreshauptversammlung angesprochen, gebe es Personalengpässe, gerade in der Nachtdienstabdeckung. Es sei auch richtig, dass diese Engpässe größtenteils durch Ehrenamtliche abgedeckt würden, so Sonderegger. Das Rote Kreuz sei aber bereits in Kontakt mit den entsprechenden Landesstellen, um eine Unterstützungslösung zu entwickeln.
Rettungsdienst in Gefahr
Bei der Rot-Kreuz-Versammlung in Feldkirch wurde bekanntgegeben, dass der Rettungsdienst in Vorarlberg vor dem Kollaps stehe.
In einem ersten Schritt sollen laut Sonderegger sechs hauptberufliche Mitarbeiter angestellt werden, um für Entlastung zu sorgen - vor allem in den größeren Rettungsabteilungen.
Wallner: Insgesamt 10 Stellen im ersten Jahr
Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) rechnet für das kommende Jahr mit zusätzlichen Stellen. Allein im ersten Jahr seien es etwa zehn Stellen, die benötigt werden. Das könne bis zu einer Million Euro an Kosten bedeuten, die das Land und die Gemeinden investieren müssen. Die Versorgung der Bevölkerung in der Nacht habe oberste Priorität, so Wallner - und weiter: „Wenn das Rote Kreuz um Hilfe ruft, dann werden sie auch Hilfe bekommen“.
Zunehmende Belastung der Freiwilligkeit
Rund 110.000 Patiententransporte wurden im Jahr 2017 vom Rettungsdienst durchgeführt, das ist ein Mehraufwand von 4.300 Einsätzen und eine zusätzliche Fahrleistung von rund 150.000 Kilometern. Insgesamt entspricht das 500.000 unentgeltlich erbrachten Leistungsstunden von Ehrenamtlichen.
70 Freiwillige arbeiten jede Nacht in Vorarlberg im Rettungsdienst - das entspricht 380.000 unbezahlten Stunden pro Jahr. Knapp 2.000 Freiwillige arbeiten beim Roten Kreuz.
Die Steigerung an sich sei aber nicht das Problem, so Summer, sondern der Verlust der notwendigen Ruhezeiten in der Nacht, der diese Entwicklung mit sich bringt. Das sei schlichtweg nicht mehr möglich, so Summer. Und das habe zur Folge, dass viele Freiwillige während der Arbeitswoche keine Nachtdienste mehr übernehmen wollen und können.
Diese Entwicklung bedeute in naher Zukunft ein deutliches Mehr an Berufspersonal und damit eine deutliche Kostensteigerung. Laut Summer eine sinnvolle Investition, die langfristig den Erhalt der freiwilligen Stundenleistung, etwa 85 bis 90 Prozent, erhalten lässt.
Fehlende Zivildiener ein weiteres Problem
Ein weiteres, schwieriges Thema für das Vorarlberger Rote Kreuz ist der kontinuierliche Rückgang der Zivildiener. Speziell im Frühjahr verschärfe sich die Situation, so Summer. Da im ersten Halbjahr keine Schule endet, würden diese Einrücktermine seltener genutzt. Das habe zur Folge, dass das Rote Kreuz in den Monaten Juli bis Oktober deutlich zu wenig ausgebildete Zivildiener zur Verfügung habe. In dieser Zeit müssten bezahlte Aushilfen angestellt werden, die durch Spenden finanziert werden, so Summer.
Laut Sonderegger muss dieser Mangel durch 20 zeitlich befristete Anstellungen überbrückt werden. Bereits im Jahr 2014 hatte der Rettungsdienst wegen Überlastung Alarm geschlagen. Themen wie Mitarbeiter, Struktur und Kosten wurden aufgearbeitet und führten zu einer kurzfristigen Entlastung.