Familie zeigt Probleme bei der Integration auf

Immer wieder kommt es bei der Integration von Flüchtlingen zu Spannungen zwischen Vorarlbergern und den Neuankömmlingen. Das Beispiel einer Vorarlberger Familie zeigt die Problematik: Sie fühlt sich nicht mehr sicher im eigenen Haus.

Im November 2015 hat sich die Vorarlberger Familie entschieden, eine syrische Flüchtlingsfamilie mit drei Kindern aufzunehmen. Das sei damals sinnvoll erschienen, weil sie und ihr Mann oft in Syrien und Marokko unterwegs gewesen seien und Kultur und Land schätzten, berichtet die Mutter im Rückblick.

Integration von Flüchtlingsfamilien

Aufgrund der unterschiedlichen Kulturen und Wertvorstellungen kann es bei der Integration zu ernsten Schwierigkeiten kommen.

Ein Jahr lang sei das Zusammenleben im großen Haus sehr harmonisch gewesen - dann sei ihr Mann krank geworden und verstorben. Für die syrische Flüchtlingsfamilie im eigenen Haus sei es dann unmöglich gewesen, zu akzeptieren, dass sie als Frau jetzt Chefin des Hauses war, schildert die Vorarlberger Wittwe.

„Für mich allein nicht mehr zu bewältigen“

„Die Situation war für mich alleine nicht mehr zu bewältigen, deshalb habe ich beschossen, diverse Behörden einzuschalten“, so die Frau. Es sei aber schwierig gewesen, eine Behörde zu finden, die sich zuständig fühlte. Die BH Bregenz stimmte dann einem Gespräch mit dem syrischen Familienvater zu, der alles abstritt. Daraufhin wurde die Sache zu den Akten gelegt.

Die hilfesuchende Frau fühlte sich von den Behörden im Stich gelassen. Das weist die BH Bregenz in einer schriftlichen Stellungnahme aber zurück: Sie habe alle gesetzlichen Möglichkeiten wahrgenommen. Verpflichtende Wertekurse seien aber nicht mehr möglich gewesen: „Nachdem die betroffene syrische Familie bereits im Jahr 2015 nach Österreich gekommen ist, ist die Integrationsvereinbarung in diesem Fall noch nicht anwendbar“, so die BH.

Morscher: Keine Hinweise auf Radikalisierung

Ende des vergangenen Jahres drohte die Situation zu eskalieren. Kurz vor Weihnachten postete die syrische Familie im Internet ein Foto von Waffen - was ihre Vorarlberger Vermieter verunsicherte. Der Verfassungsschutz nahm sich der Sache an. Polizeisprecher Stefan Morscher bestätigt eine Hausdurchsuchung bei der syrischen Familie unter Hinzunahme der Sondereinheit Cobra, die allerdings ergebnislos verlaufen sei.

Talk mit Sigrid Hämmerle-Fehr, Institut für Sozialdienste

Zu Gast im Studio ist Sigrid Hämmerle-Fehr vom Institut für Sozialdienste.

„Von Polizeiseite hat es keinerlei Hinweise gegeben, die darauf schließen lassen, dass eine Radikalisierung stattgefunden hat“, so Morscher. Trotzdem kündigte die Vorarlberg Familie ihren syrischen Gästen schließlich den Vertrag auf. Die syrische Familie wollte gegenüber dem ORF keine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgeben.

ifs-Extremismusstelle: 60 Fälle bearbeitet

Sigrid Hämmerle-Fehr von der Extremismus-Stelle des Instituts für Sozialdienste (ifs) betonte im „Vorarlberg heute“-Studiogespräch am Montag, dass man über ein Paket an Maßnahmen verfüge, um Menschen, die sich von Extremismus betroffen fühlen, zu helfen. Wichtig sei dabei aber, dass man sich rechtzeitig melde. In den eineinhalb Jahren, in denen es die Stelle mittlerweile gebe, habe man etwa 60 Fälle bearbeitet. Betroffen seien vor allem Jugendliche und junge Erwachsene.

Bleibeberechtigten Flüchtlingen einen Sozialarbeiter zur Seite zu stellen, hält sie nicht für eine Lösung des Problems. Eine solche Maßnahme würde das Gefühl vermitteln, dass die Flüchtlinge quasi Bürger zweiter Klasse seien und noch etwa zu lernen hätten.