Siegele - das grüne Gewissen der ÖVP im Interview

Der Bürgermeister von Mäder, Rainer Siegele (ÖVP), sieht bei der Raumplanung noch Luft nach oben. Er gehört zu den engagiertesten und längst dienenden Bürgermeistern Vorarlbergs. Siegele engagiert sich außerdem in Umweltfragen und wird auch das grüne Gewissen der ÖVP genannt.

Rainer Siegele ist Obmann des Umweltverbandes, Mitglied des Vorarlberger Naturschutzrates, Sprecher der Raumplanungsinitiative „vau hoch drei“ und vor allem Bürgermeister von Mäder. Mäder gilt als Vorzeige-Gemeinde beim Energiesparen und bei der Nachhaltigkeit. Siegele wird das grüne Gewissen der ÖVP Vorarlberg genannt. Im Samstaginterview findet er auch kritische Worte.

Raumplanungsgesetz kommt zu spät

Siegele hat in seinen Funktionen gleich an zwei Stellungnahmen zum neuen Raumplanungsgesetz mitgewirkt, einmal im Namen der Initiative „vau hoch drei“ und andrerseits für den Naturschutzrat. Als Maßnahme gegen Baulandhortung sieht er die Frist von sieben Jahren, in denen ein Grundstück bebaut werden muss, kritisch. Siegele glaubt, die Baulandhortung könne zwar in Zukunft damit hintangehalten werden. Das Problem sei aber, dass schon jetzt sehr viel Bauland gehortet werde. So nütze das Gesetz in kleinen Teilen, aber es wäre noch mehr möglich gewesen, so Siegele.

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Das ORF-Samstaginterview von Radio Vorarlberg zum Nachhören: Peter Metzler hat mit Rainer Siegele gesprochen.

Verkehr und Energieautonomie

„Der Verkehr ist absolut das größte Problemkind im Bereich der Energieautonomie“, erläutert Siegele. Dort wären die meisten Zunahmen zu verzeichnen. In der thermischen Gebäudesanierung laufe es dagegen sehr gut. „Wenn wir weiterhin dieses Verkehrswachstum haben, dann werden wird die Ziele nicht erreichen,“ ist Siegele überzeugt. Grundsätzlich glaube er schon, dass eine Energieautonomie möglich wäre. Vielleicht müsse man sich davon abwenden, alles nur auf freiwilliger Basis geschehen zu lassen. „Vielleicht muss das Land auch den Mut haben, hier auch konkrete Schritte zu setzen in Form von Gesetzen und Verordnungen“, meint Siegele.

Siegele stellt Großbetriebserweiterungen in Frage

Die geplante Erweiterung des Fruchtsaftproduzenten Rauch in der Landesgrünzone in Ludesch ist für den Sprecher der Initiative „vau hoch drei“, Rainer Siegele, fragwürdig. Erweiterungen von Unternehmen an bestehenden Standorten müssen möglich sein, auch die Landesgrünzone, sagt Siegele. Grundsätzlich stellt sich für ihn die Frage, ob solche Expansionen für alle einen Mehrwert haben oder nur für wenige.

Wieviel ist genug?

Wieviel Industrie verträgt Vorarlberg? Wieviel ist genug? Siegele sagt, man höre es jeden Tag, dass Fachkräfte fehlen. Die Fachkräfte werden im Ausland angeworben und brauchen Wohnraum. Dieser Wohnraum werde dann geschaffen. Durch die Fahrten zur Arbeit würden die Verkehrsprobleme nicht geringer. Deshalb stelle sich die Kernfrage: „Wieviel ist genug? Wird es immer besser, nur weil wir mehr haben oder gibt es ein Optimum, in dem wir genug haben und in dem es uns trotzdem wirtschaftlich gut geht“, so Siegele.

Schnellstraße S 18 erfordert Entscheidung

Der Vorarlberger Naturschutzrat legt heuer wieder seinen Dreijahresbericht über die aktuelle Situation von Natur und Umwelt vor. Ein altes und wiederkehrendes Thema ist dabei die S18, die Schnellstraße in die Schweiz. Als Vertreter des Naturschutzrates sagt Siegele, eine zeitliche Abgrenzung des Projekts sei kaum möglich. Es gebe die Möglichkeit der Naturschutzorganisationen bis zum Obersten Gerichtshof und Europäischen Gerichtshof zu gehen, deshalb könne es sehr lange bis zu einer endgültigen Entscheidung dauern. Eine Entscheidung müsse aber gefunden werden. Nur zu sagen, man baue einfach nicht, werde nicht möglich sein. Ob die Trasse in zwei Jahren feststehe, wisse man heute nicht, so Siegele im Gespräch mit ORF-Redakteur Peter Metzler.