Architekten fordern faire Wettbewerbe

Vorarlbergs Architekten sorgen sich um den guten Ruf der heimischen Architektur. 120 der 150 Architekturbüros haben einen Appell für mehr Wettbewerbe und eine faire Partnerschaft zwischen Auftraggebern und Architekten unterschrieben.

Der Apell enthält auch eine Selbstverpflichtung, nur mehr an Wettbewerben teilzunehmen, die den Standards der Kammer der Ziviltechniker entsprechen.

Hoher Kostendruck endet in Sparkurs

Öffentliche Bauten wie die Volkschule Edlach in Dornbirn sind nach wie vor architektonische Vorzeigebeispiele. Bei diesen Bauten werden fast immer Architektur-Wettbewerbe ausgeschrieben, mit dem Ziel der Qualitätssteigerung. Gerade im Wohnbau war das nach Ansicht vieler Architekten in den vergangenen Jahren nicht der Fall.

Architekten fordern mehr Wettbewerb

120 der 150 Architekturbüros haben einen Appell für mehr Wettbewerbe und eine faire Partnerschaft zwischen Auftraggebern und Architekten unterschrieben.

Durch die hohen Grundstückspreise sei auf die Bauträger ein hoher Kostendruck entstanden, sagt Architekt Hermann Kaufmann. Dadurch habe man einen Sparkurs fahren müssen. „Und an was wird gespart? Natürlich an Flächen, an Gemeinschaftsflächen, an räumlicher Qualität“, so Kaufmann.

Chancen für junge Büros ermöglichen

Dass Wettbewerbe für die Auftraggeber mit Kosten verbunden sind, ist den Architekten bewusst. Faire Architekturwettbewerbe, bei denen die Jury die Projekte anonym und gleich beurteilt, kommen aber wiederum dem Auftraggeber zugute und sie würden vor allem Chancen für junge Büros bieten. Es gehe um die Weiterentwicklung der Baukultur, sagt Architekt Josef Fink, Vorsitzender des Wettbewerbsausschusses in der Kammer der Ziviltechniker für Tirol und Vorarlberg.

Einen ausführlichen Bericht über den Appell der Vorarlberger Architekturbüros gibt es am 7. Mai ab 20.00 Uhr im Kulturmagazin von ORF Radio Vorarlberg.

„Wir suchen ganz bewusst den Dialog mit unseren Kundinnen und Kunden. Es geht um ein Miteinander für mehr Qualität und nicht um ein Gegeneinander“, betont Architekt Bernhard Marte, Vorstandsmitglied der Kammer.

„Eine unabhängige Jury legt das Augenmerk nicht nur auf maximalen Nutzen beim Verkauf der Wohnungen, sondern sucht auch städtebaulich optimale Lösungen", sagt Verena Konrad, Direktorin des Vorarlberger Architektur Instituts (vai). Es sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe guter Architektur, nicht nur qualitätsvolle Gebäude zu schaffen, sondern auch öffentliche und halböffentliche Räume zu gestalten.

„Innovationsschub für Vorarlberger Architektur“

Konrad erhofft sich aus mehr und anders gestalteten Wettbewerben „einen Innovationsschub für die Vorarlberger Architektur“. Innovationen seien insbesondere im Wohnbau in Vorarlberg in den vergangenen Jahren nur in kleinen Schritten erfolgt.

Die Verfahren müssten aus Sicht der heimischen Architekten transparent durchgeführt, die Entwürfe fachkompetent beurteilt und angemessen entschädigt werden. Nur so würde der international gute Ruf Vorarlbergs als Architekturland nicht in Gefahr gebracht.