Lebenshilfe fordert Gehalt statt „Taschengeld“

Die Lebenshilfe Vorarlberg fordert für Menschen mit Behinderungen Arbeitsplätze am allgemeinen Arbeitsmarkt und eine angemessene Entlohnung. Neben einer sozialrechtlichen Gleichstellung brauche es auch mehr Teilhabe im Alltag.

Am 5. Mai findet der internationale „Tag der Inklusion“ statt. Mit Inklusion ist die selbstverständliche Teilhabe von Menschen mit Behinderungen in allen Lebensbereichen gemeint. Aus diesem Anlass wies die Lebenshilfe Vorarlberg am Donnerstag auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen in der Arbeitswelt hin.

Gleichstellung und Absicherung ermöglichen

Im aktuellen Regierungsprogramm ist laut Lebenshilfe eine „Erhöhung des Taschengeldes“ für Menschen mit Behinderungen in allen Werkstätten in Österreich angedacht. Das entspreche jedoch weder dem Vorarlberger Chancengesetz noch der UN-Behindertenrechtskonvention, denn Menschen mit Behinderungen sollten am allgemeinen Arbeitsmarkt arbeiten können wie andere Menschen auch. Nur so sei die arbeits- und sozialrechtliche Gleichstellung, mit angemessener Entlohnung sowie einer gesetzlichen Kranken- und Pensionsversicherung überhaupt möglich.

Tag der Inklusion

Lebenshilfe Vorarlberg

René Fischer arbeitet seit 2016 in der SPIELFABRIK in Dornbirn.

„Wichtig ist uns, dass Menschen mit Behinderungen in den allgemeinen Arbeitsmarkt eingegliedert werden. Sie erfahren dadurch Wertschätzung für ihre Leistung, Begegnungen werden ermöglicht und Inklusion – die selbstverständliche Teilhabe – aktiv gelebt. Eine entsprechende Entlohnung für die erbrachte Leistung sollte daher, wie für uns alle, üblich sein“, sagt Georg Matzak, Geschäftsbereichsleiter Mobile Dienste.

„Wollen keine Almosenempfänger sein“

Ein entsprechendes Gehalt für Menschen mit Behinderungen könnte sich nach Vorstellungen der Lebenshilfe an den Kollektivverträgen der jeweiligen Branchen orientieren. Das Beschäftigungsausmaß für Menschen mit Behinderungen auf integrativen Arbeitsplätzen in Unternehmen liege derzeit bei rund 50 Prozent, da mehr Arbeitszeit oft nicht möglich sei.

Für Selbstvertreter und Vorstandsmitglied Klaus Brunner ist für Menschen mit Behinderungen ein Gehalt noch aus einem weiteren Grund wichtig: „Unsere soziale Stellung ändert sich – vom Almosenempfänger zum gleichgestellten Bürger. Zudem sind wir erwachsene Menschen und nur Kinder bekommen ‚Taschengeld‘! Durch einen richtigen Arbeitsplatz und Gehalt steigt unser Selbstwert und unsere Würde.“

Chance für Unternehmen

Aus Sicht der Lebenshilfe gibt es in jeder Branche und jedem Unternehmen Tätigkeiten, die Menschen mit Behinderungen erbringen können. Finanzielle Förderungen würden dabei helfen, dass integrative Arbeitsplätze für Unternehmen nicht zur Belastung werden. Dazu unterstützen Mitarbeiter der Lebenshilfe Menschen mit Behinderungen direkt am neuen Arbeitsplatz. Ebenfalls unterstützt werden die firmeninternen Mentoren, sodass nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern auch die Unternehmen in jeglicher Hinsicht gut begleitet sind.

Im vergangenen Jahr hat die Lebenshilfe Vorarlberg 40 Menschen mit Behinderungen bei der Vermittlung auf den Arbeitsmarkt begleitet. 55 Unternehmen aus etwa 13 Branchen kooperieren in diesem Bereich mit der Lebenshilfe. 37 Personen arbeiten derzeit stundenweise in Unternehmen und in Lebenshilfe-Werkstätten. Darüber hinaus werden 567 Personen im Geschäftsbereich „Arbeiten & Beschäftigen“ begleitet.

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