Armut immer öfter Grund für Abtreibungen

Bei rund zehn Prozent aller Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch in Erwägung ziehen, ist Armut der Hauptgrund dafür. Diese Gruppe wächst in den letzten Jahren, heißt es aus Fachkreisen in Vorarlberg.

In Deutschland ist die Zahl der Abtreibungen um 2,5 Prozent gestiegen. Frauen nannten besonders oft finanzielle Probleme als Grund. In Österreich werden Schwangerschaftsabbrüche statistisch nicht erhoben und auch die Motive für Abtreibungen nicht.

Im Gespräch mit Beratungsstellen in Vorarlberg wurde aber deutlich: Finanzielle Probleme sind tatsächlich öfters ausschlaggebend für Abtreibungen. In Vorarlberg stehen - so heißt es aus Fachkreisen - jährlich rund 180 Frauen in einem Schwangerschaftskonflikt und überlegen abzutreiben. Die Kosten hierfür liegen bei 600 Euro.

Verhütungsmittel als belastender Kostenfaktor

Auch dass es überhaupt zu einer Schwangerschaft kommt, liege häufig an finanziellen Problemen, sagt Michael Thaler von der Familienberatung des Instituts für Sozialdienst (ifs). Bis zu 35 Euro kostet die Anti-Baby-Pille für drei Monate. Verhütungsmittel wie die Hormonspirale kosten gar bis zu 400 Euro. Jugendliche würden oft angesichts dieser Preise erschrecken, so Thaler.

Während in einigen EU-Ländern Verhütungsmittel sogar gratis erhältlich sind, gibt es in Österreich keine ähnliche Unterstützung. Die Folge: Der Griff zu billigen Verhütungsmitteln und in einigen Fällen auch eine ungewollte Schwangerschaft.

ifs rät zu Schwangerschaftssoforthilfe

Armut ist jedoch lange nicht der erste Grund für eine Abtreibung - an erster Stelle stehen immer noch Partnerschaftsprobleme. Und oft werde Armut als Grund zunächst auch nur vorgeschoben, sagen Experten, weil dieser Grund sozial akzeptierter sei. Bei zirka zehn Prozent aller Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch in Erwägung ziehen, sei aber tatsächlich Armut hauptausschlaggebend.

Und diese Gruppe sei in den letzten zwei bis drei Jahren gewachsen, heißt es aus Fachkreisen. Es seien dann prekäre Situationen - etwa von geflüchteten Frauen, aber auch von Alleinerzieherinnen. Beim ifs rät man zur Schwangerschaftssoforthilfe vom Vorarlberger Sozialwerk: Eine Ausstattung mit Kleidern, Windeln oder einer Wickelkommode. Eine Abtreibung wird in Vorarlberg aber nicht finanziell unterstützt.

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