Neuer Datenschutz bringt viel Arbeit für Unternehmen

Die ab 25. Mai geltende Datenschutzgrundverordnung bringt europaweit einheitliche und deutlich verschärfte Bestimmungen im Umgang mit personenbezogenen Daten. Die Wirtschaftskammer hält sie für überzogen.

Anlass für die Verordnung war der sehr freimütige Umgang mit persönlichen Daten bei Weltkonzernen wie Facebook oder Amazon. Von einem Systemwechsel zulasten der Unternehmen spricht hingegen Wirtschaftskammerdirektor Christoph Jenny. Standardisierte Datenverarbeitungsprozesse wie Lohn- und Gehaltsverrechnung unterliegen zukünftig der Datenschutzverordnung.

Jedes Unternehmen müsse sich dann damit auseinandersetzen, welche Daten überhaupt im Unternehmen vorhanden seien, in welcher Form sie verarbeitet würden und an welche Einrichtungen sie allenfalls weitergeleitet würden. All das führe zu einer Verlagerung der Zuständigkeit beim Datenschutz in die Betriebe. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen seien häufig überfordert, sagt Jenny. Dazu komme noch eine massive Verunsicherung, wie die Behörden mit der neuen Rechtslage umgehen und in welcher Höhe sich die Strafen bewegen werden.

AK: Mehr Rechte für Konsumenten

Die Datenschutzexperten der Arbeiterkammer räumen ein, dass der Konsument weitreichende Rechte bekommt. Jedes Unternehmen müsse jetzt offenlegen, welche Daten es sammelt, warum es sie sammelt und wie lange. AK-Datenschutzexperte Nathaniel Heinritz sagt, dass Konsumenten damit sagen könnten, ob sie überhaupt damit einverstanden sind, dass ihre Daten weiter weiterverarbeitet werden.

Der bisherige Datenschutz sei zahnlos gewesen, Unternehmen hätten sich wenig darum gekümmert. Mit der neuen Verordnung drohen Geldstrafen, die einen großen „Motivationsanreiz“ für Unternehmen darstellen würden, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Grundsätzlich hält Heinritz fest, dass die Verordnung für Weltkonzerne erlassen wird, deren Kerngeschäft die Verarbeitung von Daten ist. Jetzt treffe sie aber auch kleinere Einheiten wie Vereine oder regionale Unternehmen, die völlig andere Geschäftsmodelle haben.

Unmut bei Sportvereinen

Unmut regt sich auch bei den rund 1.000 ehrenamtlich organisierten Vorarlberger Sportvereinen. Die Datenschutzverordnung sei zwar für Weltkonzerne gedacht, wirke sich aber bis in den kleinsten Turnverein aus, sagt Michael Zangerl, Leiter des Sportreferats im Landhaus. Damit müssten sich Personen, die ohnedies ehrenamtlich tätig sind, mit einer zusätzlichen Materie auseinandersetzen.

Dabei gibt es laut Zangerl nach wie vor Unsicherheiten. So sei offen, ob bzw. in welcher Form Ergebnislisten eines lokalen Rennens im Internet publiziert werden dürften. Nicht restlos geklärt sei auch die Frage, wie es um die Veröffentlichung von Bildern der Preisträger stehe. Die neuen Bestimmungen seien zu bewältigen, betont Zangerl, er ärgere sich aber darüber. Die ehrenamtlich Tätigen sollten sich ihm zufolge nicht mit Gesetzestexten herumschlagen müssen, sondern am Beckenrand oder in der Turnhalle stehen.

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