Gewalt in der Erziehung immer noch Alltag

Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch hat am Mittwoch seinen Tätigkeitsbericht über das vergangene Jahr präsentiert. Knapp 400 Einzelfälle hat er behandelt. Ein Problem ist immer noch die Gewalt gegen Kinder.

Kinder sollten gewaltfrei aufwachsen - das ist in Österreich seit 1989 sogar gesetzlich verankert. Die Realität schaut aber oft anders aus, bestätigt Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch: „Man hat das jahrzehntelang über viele Generationen als probates Mittel gesehen. Es ist sehr, sehr schwierig, das in die Köpfe und letztendlich auch in die Hände von Erwachsenen zu bringen, dass das ein Erziehungsmittel ist, das Kindern schadet.“ Deswegen will man jetzt in einer zweijährigen Kampagne auf das Gewaltverbot aufmerksam machen.

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Kinder werden noch immer geschlagen

Kinder müssen gewaltfrei aufwachsen dürfen. Das ist in Österreich gesetzlich geregelt. Nicht allen Eltern scheint das auch bewusst zu sein.

Social Media im Fokus

Um die Kinder über ihre Rechte - wie eben eine gewaltfreie Erziehung - aufzuklären, werden die Kinder und Jugendlichen in den Schulen besucht - im Vorjahr sind so über 4.300 Schüler informiert worden. Dabei werden auch die neuen Medien thematisiert - Social Media gerät ohnehin immer mehr in den Mittelpunkt der Aufklärungsarbeit.

Dabei brauche es einen doppelten Zugang, sagt Rauch: Zum einen müssten die Jugendlichen selbst geschult und informiert werden. Zum anderen brauche es aber auch die Eltern, die für die Einhaltung des Kinder- und Jugendschutzes primär verantwortlich sind, „weil pornografische, rassistische und andere Inhalte überaus leicht erreichbar und verfügbar sind und diese Inhalte dann auch rasend schnell verbreitet werden über die sozialen Medien.“

Kinder-Onkologie: „Sehe großes Bemühen“

Zur Verlegung der Chemotherapien für krebskranke Kinder von Dornbirn nach Innsbruck sagt Rauch, es sei wichtig, dass möglichst viele Behandlungen im Land erfolgen. „Ich sehe ein großes Bemühen, einen großen Willen bis zum Landeshauptmann hinauf, dieses Ziel auch zu erreichen.“ Das Problem werde sein, Fachärzte aufzutreiben.

525 Kontakte

Die Kinder- und Jugendanwaltschaft wurde im vergangenen Jahr 525 Mal kontaktiert, 380 Mal ging es um Einzelfälle, 145 Mal waren die Anfragen themenbezogen. Im Vordergrund ging es dabei um Angelegenheiten, die die Trennung und Scheidung der Eltern betrafen, berichtet Rauch.

Mehr Meldungen bei Opferschutzstelle

Zudem meldeten sich 66 Betroffene von Gewalt in früheren Erziehungsheimen. Damit hat sich die Zahl im Vergleich zu den Vorjahren verdreifacht. Laut Rauch ist das neue Heimopfer-Renten-Gesetz, das am 1. Juli des Vorjahres in Kraft getreten ist, für den Anstieg ausschlaggebend. Darin ist geregelt, dass Betroffene, die in einem Kinder- oder Jugendheim des Bundes, eines Bundeslandes oder der Kirche bzw. in einer Pflegefamilie Opfer eines Gewaltakts wurden, eine monatliche Rente von 300 Euro bekommen.

Flüchtlinge als weiterer Schwerpunkt

Eine weitere Herausforderung war und ist die Betreuung von Kindern und Jugendlichen nach der Flucht. Die von der neuen Bundesregierung geplante Unterbringung in Großquartieren widerspreche dem Integrationsgedanken, sagt Rauch, und verschlechtere die Betreuung der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge.