Armutsprävention beginnt im Kleinkindalter
Wer in Österreich weniger als 1.185 Euro netto verdient und alleine lebt, gilt als armutsgefährdet. In Vorarlberg betreffen das laut einer im letzten Jahr veröffentlichten Statistik der Statistik Austria 18 Prozent der Bevölkerung. Zu diesem Thema fand am Mittwoch eine Tagung im Bundesrat statt.
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Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker im Gespräch mit ORF-Redakteurin Bettina Prendergast
Vorarlberger Betreuungstarife vorstellen
Wiesflecker sagte im Vorfeld, sie wolle in ihrer Gastrede die soziale Staffelung und die Kinderbetreuungstarife in Vorarlberg vorstellen. „Weil wir haben es hier geschafft einen besonders attraktiven Tarif für armutsgefährdete Familien zu erstellen.“ Dieses Tarifsystem sei ihres Wissens nach das einzige in dieser Form in Österreich.
Das Vorarlberger Modell für leistbare Kinderbetreuung wird derzeit auch von der Fachhochschule Vorarlberg untersucht. Hier zeige sich, so Wiesflecker, dass gerade die Zielgruppen - alleinerziehende Eltern, Familien mit mehreren Kindern oder Familien mit Migrationshintergrund - sehr gut erreicht würden.
Letzter Armutsbericht stammt aus dem Jahr 2013
Die letzte Statistik zur Armutsgefährdung stammt aus dem Jahr 2013 - also vor der Zeit Wiesfleckers in der Landesregierung. Auf die Frage, ob es nicht wieder an der Zeit wäre, etwas genauer nachzusehen, wie es in Vorarlberg um die Armutsgefährdung stünde, bejahte Wiesflecker, dass die Studie aktualisiert werden könnte. Allerdings sei sie überzeugt, dass die Grundzüge und die Problematiken, wo man ansetzen müsse, auch aus der älteren Studie herauszulesen seien. Das sei beim aktuellen Regierungsprogramm von ÖVP und Grünen auch so passiert.
Erneut Forderung nach Mindestlohn
Aus dem letzten Armutsbericht geht auch hervor, dass Vorarlberg mit neun Prozent mehr Erwerbstätige hat, die nicht von ihrem Lohn leben können, als der Bundesdurchschnitt. Hier sei sowohl die gesamte Gesellschaft, als auch die Wirtschaft gefordert, Mindestlöhne zu bezahlen, damit man von einer Ganztagsbeschäftigung auch leben kann, so Wiesflecker.
Rund 2.000 Menschen nehmen jede Woche das Angebot von „Tischlein deck’ dich“ in Anspruch. Hier zeige sich, dass das Thema Armutsprävention noch länger ein Thema in Vorarlberg sein werde und die Regierung auch weiter darauf schauen müsse, so Wiesflecker. Sie würde sich aber wünschen, „dass wir - wir sind ein Sozialstaat - schon Grundleistungen zur Verfügung stellen können - auch in Form von Geldleistungen - dass man auch davon leben kann.“
Vereinbarkeit Familie-Beruf wichtig
Von entscheidender Bedeutung in Sachen Existenzsicherung ist für Wiesflecker die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. In Sachen Bildung nannte sie unter anderem das Vorarlberger Volksschulpaket mit einer zusätzlichen Ressourcenzuteilung für die frühe Sprachförderung und das Engagement für ganztägige Schulen.