Expertin verteidigt Aus für Kinder-Onkologie

Die Kinder-Onkologin Ruth Ladenstein vom St. Anna Kinderspital in Wien verteidigt die Schließung der Therapiestation für krebskranke Kinder in Dornbirn. Die Therapien finden künftig nur noch in Innsbruck statt. Ladenstein sitzt im Onkologie-Beirat der Bundesregierung.

Im Onkologie-Beirat der Bundesregierung hat die renommierte Kinder-Onkologin Ruth Ladenstein am neuen Strukturplan Gesundheit mitgearbeitet. Laut diesem müssen während der Krebsbehandlung von Kindern rund um die Uhr drei Kinder-Onkologen zur Verfügung stehen - was in ganz Vorarlberg derzeit nicht möglich ist. Dazu fehle neben einer ausreichenden Zahl von Fachärzten vor allem auch nötiges Wissen, erklärt Ladenstein. Daher sei es zum Wohle der betroffenen Kinder unumgänglich, dass diese künftig nur noch in Innsbruck behandelt werden.

Bisher Therapien auch in Dornbirn möglich

Bisher wurden krebskranke Vorarlberger Kinder zunächst zur Diagnostik nach Innsbruck geschickt, dort wurde dann entschieden, ob etwa eine Chemotherapie in Dornbirn oder in Innsbruck durchgeführt sollte. Künftig werden vom Dornbirner Spital nur noch die Vor- und die Nachsorge übernommen - mehr dazu in: Krebstherapien für Kinder nur noch in Innsbruck. Bei betroffenen Eltern stieß diese Entscheidung des Landes und der Stadt Dornbirn auf massive Kritik. Für Familien seien die ständigen Fahrten nach Innsbruck eine massive Belastung - mehr dazu in: Eltern kämpfen um Kinderkrebs-Station.

„Veränderungen in der Struktur in Dornbirn“

Zu den Gründen, warum die Therapien in Dornbirn künftig nicht mehr möglich seien, sagt Ladenstein: „Es hat in den letzten Jahren Veränderungen in der Struktur in Dornbirn gegeben. Es ist langjähriges Knowhow von einem erfahrenen Onkologen abhanden gekommen und aktuell ist das Team vor Ort nicht mehr so breit aufgestellt, wie es den Qualitätskriterien einer modernen Kinder-Onkologie entspricht und wie man das zum Wohl der Patienten eigentlich auch einfordern muss.“

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Das Interview mit Ruth Ladenstein hat ORF-Redakteur Andreas Feiertag geführt.

Ladenstein: Innsbruck bietet viele Vorteile

Für Ladenstein gibt es viele Vorteile, die für eine Behandlung in Innsbruck sprechen. „Sie haben in einer Kinderklinik einfach das breite Spektrum an moderner Diagnostik, sie haben ein erfahrenes kinder-onkologisches Behandlungsteam, sie haben alle Spezialitäten, die sie bei Problematiken in der Organ-Diagnostik haben, sie haben die gesamte Bild-Diagnostik“, so Ladenstein.

Hinzu kämen die Möglichkeiten zur intensiv-medizinischen Behandlung und zu Transplantationen - „also ganz viele Strukturen, die ganz wichtig sind in den frühen Intensivphasen einer Krebstherapie und das macht eigentlich die geforderte Qualität aus“, so Ladenstein weiter. Es gehe um die Sicherheit für den Patienten, um durch so eine Krebstherapie erfolgreich durchzugehen und darum, Risiken, die sich aus der Behandlung ergeben, minimal zu halten.

Bestimmte Aufgaben nach Dornbirn delegieren

Was die Sorgen der Eltern angehe, müsse man vor allem Aufklärungsarbeit betreiben. Es sei im Sinne der Sicherheit, intensive Initialphasen an einem Zentrum mit hoher Qualität und Expertise durchzuführen. Das schließe nicht aus, so Ladenstein, dass Innsbruck gemeinsam mit dem Spital in Dornbirn Nachbetreuungen mache, dass vor allem weniger intensive Behandlungsintervalle gemeinsam betreut würden.

„Das sind Modelle, wie sie auch in anderen europäischen Ländern gängig sind und das nimmt die Last von den Schultern der Eltern“, sagt die Medizinerin. Somit müsse eine betroffene Familie nicht für jedes Blutbild nach Innsbruck fahren, bestimmte Aufgaben seien nach Dornbirn delegierbar.

„Extremes Detailwissen erforderlich“

Eine Kinder-Onkologie sei heute ein komplexes Fach, für die Behandlung bei Rückfällen etwa sei ein extremes Detailwissen erforderlich, um einen Verlauf richtig zu beurteilen und richtige Entscheidungen zu treffen. „Das heißt, es geht hier nicht nur um Kinderärzte, hier geht es um fachkundige Kinder-Onkologen, die auch ausreichend hohe Fallzahlen sehen, um diese Expertise zu halten“, so Ladenstein.