Anfeindungen bei Diskussion um Speichersee

Bei einer von den „Vorarlberger Nachrichten“ veranstalteten Diskussion zum geplanten Speichersee im Skigebiet Silvretta Montafon stand am Donnerstag der Naturschutz unter Beschuss.

Schon beim Eintreffen der Diskutanten beim „VN-Stammtisch“ in St. Gallenkirch zeigte sich, wie sich die hunderten Zuhörer positionierten: Grünen-Landesrat Johannes Rauch wurde ausgebuht, Wirtschaftslandesrat Karlheinz Rüdisser (ÖVP) mit frenetischem Jubel begrüßt.

Anfeindungen bei Speichersee-Diskussion

Bei einer von den „Vorarlberger Nachrichten“ veranstalteten Diskussion zum geplanten Speichersee im Skigebiet Silvretta Montafon stand am Donnerstag der Naturschutz unter Beschuss.

Rauch eckte beim Publikum noch mehr an, als er enthüllte, dass die Silvretta Montafon bereits Vorarbeiten geleistet habe - und dies ohne Genehmigung. Bereits 2016 seien Grabungsarbeiten für die Zuleitungen vorgenommen worden - diese seien allerdings nicht bewilligt worden, so Rauch.

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Audio: Beitrag zur Diskussion rund um den geplanten Speichersee am Schwarzköpfle von Georg Fabjan

Zuerst Tatsachen zu schaffen, ohne einen Baubescheid zu haben, und dann zu sagen, das habe neun Millionen Euro gekostet, den See brauche man sowieso - diese Vorgangsweise sei gelinde gesagt nicht korrekt, so Rauch. Vielmehr sei sie gesetzeswidrig und stelle möglicherweise eine Umgehung des UVP-Gesetzes dar.

speichersee montafon schwarzköpfle Grafik

Silvretta Montafon

So soll der geplante Speichersee am Schwarzköpfle aussehen.

BH-Bescheid erst im Februar 2017

Die Bezirkshauptmannschaft (BH) Bludenz habe bestätigt, dass die Baumaßnahmen erst im Nachhinein - und zwar mit Bescheid der BH Bludenz vom 2.2.2017 als Bestandteil des Projekts - bewilligt worden seien. Es sei somit eindeutig, dass die Silvretta Montafon begonnen habe, insgesamt 17,4 km neue Feldleitungen ohne Genehmigung zu verlegen. Auflagen, die von der Behörde im Bescheid vom 2.2.2017 erteilt wurden, wie zum Beispiel die ökologische Bauaufsicht, könnten somit gar nicht mehr eingehalten werden, verdeutlichte Rauch. Die BH Bludenz beabsichtige nun, die Verwaltungsübertretungen umgehend der Verwaltungsbehörde anzuzeigen bzw. einen Strafantrag zu stellen.

Diskussion Stammtisch Speichersee

ORF

„VN-Stammtisch“ in St. Gallenkirch: Am Podium saßen Naturschutzlandesrätin Katharina Lins, Umweltlandesrat Johannes Rauch (Grüne), Michael Gasser als Moderator des Abends („VN“), ÖVP-Wirtschaftslandesrat Karlheinz Rüdisser und Peter Marko, Geschäftsführer der Silvretta Montafon Silvretta Montafon Holding GmbH.

Marko: Alte Leitungen ersetzt

Der Geschäftsführer von Silvretta Montafon, Peter Marko, räumte zwar ein, dass man zu früh nach der Bauverhandlung begonnen habe, einen Teil alter Leitungen zu ersetzen. Dies stünde aber nicht in Zusammenhang mit dem Speichersee. Man sei - sagt Marko - nach zwei schwierigen Wintern unter Druck gewesen.

Den Speichersee brauche man für das Tal, das Unternehmen aber auch für die Entwicklung des Tourismus, betonte Marko. Es gehe darum, Arbeitsplätze langfristig zu sichern. Wenn die Leute rausfahren müssten um zu arbeiten, habe man den Verkehr ganz genau in die andere Richtung, argumentierte Marko.

Rüdisser sprach von Zukunftsprojekt

Wirtschaftslandesrat Rüdisser sprach von einem Zukunftsprojekt für die Region Montafon. Da es sich um ein bestehendes Skigebiet und nicht um ein Natura2000-Gebiet handle, sei nichts dagegen einzuwenden. Rund 1.700 Unternehmen würden in der Region Montafon jährlich etwa zwei Millionen Nächtigungen gewährleisten - ein entscheidender Wirtschaftsfaktor, so Rüdisser.

Lins: Sommertourismus nicht vergessen

Naturschutzanwältin Katharina Lins gab zu bedenken, dass sich Tourismus nicht nur im Winter, sondern eben auch im Sommer abspiele. Je mehr man für den Wintertourismus baue, umso künstlicher sehe es dann im Sommer aus. Touristiker würden sehr wohl wissen, dass man sich überlegen müsse, wie man den Ganzjahrestourismus fördern könne. Lins sprach angesichts der aufgeheizten Stimmung bei der Diskussion von einer Stierkampfatmosphäre. Dafür erntete auch sie Buhrufe.

Zwei Petitionen im Gange

Gegen den Speichersee haben sich vier Vorarlberger Naturschutzorganisationen zusammengeschlossen, um Unterschriften gegen das Vorhaben zu sammeln. Der Beschneiungsstausee sei überdimensioniert - mehr dazu in Unterschriftenaktion gegen Speichersee. Andererseits gibt es aber auch eine Petition, die den Ausbau der Beschneiungsanlagen im Skigebiet Silvretta Montafon unterstützt.

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