Kassabons: Wenige Läden verzichten auf Phenol

In Vorarlberg werden neuerdings in einigen Geschäften blau-graue Kassabons ohne chemische Farbentwickler verwendet. Umstritten sind dagegen Kassabons mit der Chemikalie BPA, die laut Konsumentenschützern in den Restmüll gehören.

Die neuen grau-blauen Kassabons werden vor allem in Bioläden, aber auch in einigen Cafés, Bäckereien oder Apotheken verwendet. Dieses Thermopapier ist für die Unternehmer etwa zweieinhalbmal so teuer wie das Standartmaterial, aber laut Hersteller für den Kontakt mit Lebensmitteln geeignet. Das Papier ist demnach nicht mit chemischen Farbentwicklern bearbeitet, laut Angaben aus der Vorarlberger Papierbranche werden diese Bons aber bisher nur in einzelnen Geschäften im Land ausgegeben. Einige dieser Unternehmen geben an, dieses Papier auch zu verwenden, damit ihre Mitarbeiter und Kunden über die Bons nicht in Kontakt mit Phenol oder anderen chemischen Substanzen kommen.

giftige Kassabons

ORF.at/Zita Klimek

Thermopapier mit BPA bald verboten

Kassarollen aus Thermopapier, die mit der Chemikalie Bisphenol A (BPA) behandelt wurden, sind nämlich umstritten. Ab 2020 ist dieses Papier in der EU wegen möglicher Gesundheitsrisiken weitgehend verboten. Es stehe unter anderem im Verdacht, das Hormonsystem zu beeinflussen. Daneben gibt es phenolhaltiges Thermopapier, das ohne BPA auskommt, aber mit dem Ersatzstoff Bisphenol S (BPS) bearbeitet ist, der laut Angaben des Vereins für Konsumenteninformation (VKI) aber bisher nicht ausreichend untersucht wurde und möglicherweise auch hormonähnlich wirken könne wie Bisphenol A.

Phenolfrei nicht flächendeckend im Einsatz

Der VKI rät deshalb den Unternehmen, komplett phenolfreie Kassabons zu verwenden. Eine Möglichkeit sind die blauen Bons ohne chemische Farbentwickler - aber wenn von „phenolfrei“ die Rede ist, handelt es sich in der Regel um weiße, beschichtete Bons, die zwar nicht völlig chemiefrei sind, aber eben kein Phenol enthalten. Diese seien allerdings nicht oder nur selten von phenolhaltigen Bons zu unterscheiden, so der VKI. Diese phenolfreien, weißen Bons haben sich aber bislang auch in Vorarlberg nicht flächendeckend durchgesetzt - weil auch sie teurer sind als der Standard, und zwar um mindestens 20 Prozent.

Der Preis sei durch die Registrierkassenpflicht von noch größerer Bedeutung, weil nun deutlich mehr Bons ausgedruckt werden müssten als vorher, heißt es beim Götzner Großhändler Thalmann Papier. Dort sind von 1.200 Kunden in Vorarlberg bisher nur zwischen sieben und zehn Prozent auf phenolfreies Bon-Papier umgestiegen. Beim Frastanzer Klebeband- und Etikettenhersteller und Thermopapier-Verarbeiter Müroll sind es rund 20 Prozent von über 2.000 Kunden österreichweit. Darunter sind allerdings auch große Handelsketten.

Entsorgung wird unterschiedlich beurteilt

Nach Ansicht des VKI gehört phenolhaltiges Thermopapier nicht ins Altpapier, sondern in den Restmüll. Da bei den weißen Thermopapier-Kassabons nicht zu erkennen sei, ob Phenol enthalten ist oder nicht, raten die Konsumentenschützer dazu, die Bons generell im Restmüll zu entsorgen.

Bei Müroll in Frastanz hält man die Entsorgung im Altpapier dagegen für nicht problematisch. Studien zufolge sei Phenol erst in größeren Mengen im Altpapier schädlich - der Anteil des Thermopapiers im Altpapier sei aber zu gering, um Schaden anzurichten. Das gelte auch für die Aufnahme in den Körper, auch hier seien deutlich größere Mengen nötig als bei bloßer Berührung. Laut Herstellerangaben unbestritten ins Altpapier dürfen dagegen die neuen blauen Bons ohne chemische Farbentwickler.

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