Notendruck: Eltern bedrohen Lehrer

Nicht jeder Schüler bekommt einen Platz im Gymnasium. Das führe oft dazu, dass Eltern Lehrer sogar bedrohen, sagt Gernot Brauchle, Rektor der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg, im ORF Vorarlberg-Interview.

Für mehr als 53.000 Schüler beginnen in Vorarlberg am Freitag die Semesterferien. Für knapp 4.000 Volksschüler ist das Halbjahreszeugnis entscheidend für den weiteren Schulweg. Ein Großteil der Kinder will oder soll nach Vorstellungen der Eltern ein Gymnasium besuchen.

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53.000 Schüler haben am Freitag ihr Halbjahreszeugnis bekommen. Und das ist vor allem für Viertklässler sehr entscheidend: Schließlich geht es darum, in welche Schule sie im Herbst wechseln.

Druck beginnt bereits in der 3. Klasse

Bei insgesamt rund 1.000 Gymnasiumsplätzen könne aber nicht jedes Kind aufgenommen werden, sagt Brauchle. Für die Schüler entstehe dadurch ein enormer Druck. Anhand von Studien sehe man, dass der Druck auf die Kinder bereits in der dritten Klasse Volksschule beginne, nicht erst in der vierten Klasse.

Das Problem sei vor allem im Unterland - im Raum Bregenz-Dornbirn - groß, wo deutlich mehr Kinder ein Gymnasium besuchen wollen als es Plätze gibt.

Brauchle

Brauchle

Gernot Brauchle

Eltern betteln oder drohen

Man bemerke aber auch zusehends, dass Eltern bei Lehrern um gute Noten betteln würden, so Brauchle. Es steige aber auch die Zahl jener Eltern, die Lehrer bedrohen würden, um gute Noten für ihre Kinder zu bekommen. Das könnten etwa Klagen sein. Es sei eine unglaublich schwierige Situation.

Appell für die Gemeinsame Schule

Die Gemeinsame Schule sei der einzig richtige Weg, so Brauchle. Das zeige auch der Vergleich von Deutschland mit Österreich. In Deutschland sei die Zahl von Schülern, die aus schwierigen Verhältnissen stammen und gute Schulnoten bekommen, gestiegen, in Österreich sei genau das Gegenteil passiert. Wenn man in Österreich so weitermache, produziere man mit diesem Schulsystem Menschen ohne große Zukunft, sagt Brauchle.

Hohe Erwartungen an Schöbi-Fink

Die neue Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink ist für Brauchle keine Unbekannte. Gemeinsam sitzt man im Hochschulrat. Brauchle verspricht sich viel von ihr: Sie stehe der Pädagogischen Hochschule offen gegenüber und denke im Bereich der Ausbildung gleich.

Links:

ÖVP hält an gemeinsamer Schule fest - (vorarlberg.ORF.at; 31.1.2018)
-Neue Landesrätin will „Gemeinsame Schule“ (vorarlberg.ORF.at, 11.1.2018)