Kritik an Angleichung der Mittelschulen

Die designierte Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) will die Mittelschulen Schritt für Schritt an das Niveau der Gymnasium-Unterstufe heranführen. Diese Botschaft kommt bei den Betroffenen nicht gut an.

Die Ankündigung von Schöbi-Fink werde in Mittelschulkreisen sehr kritisch gesehen, sagt der Direktor der NMS Hard-Mittelweiherburg, Christian Höpperger: „Die pädagogische Qualität an den Mittelschulen in Vorarlberg infrage zu stellen, das sehen ich und meine Kollegen in den Mittelschule natürlich mit etwas Bauchweh.“ Er habe sich Unterstützung und die Bereitschaft erwartet, auch Klartext zu reden und zu sehen, wo die Schwierigkeiten in der Mittelschule liegen.

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Entwicklung Mittelschule

Die designierte Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink will eine Niveauangleichung von Mittelschulen und Gymnasien. Das erntet Kritik.

So habe man zwar die gleichen Schüler wie die Gymnasien. Das letzte Drittel „an leistungsschwächeren Schülern und auch an sozial benachteiligten Schülern“ würde aber zum größten Teil ebenfalls in die Mittelschule gehen. „Und da braucht es Antworten, da braucht es Unterstützungen, da braucht es Betreuungspersonal.“

Durchlässigkeit schwierig

Die angestrebte Durchlässigkeit der Schulformen Neue Mittelschule und Gymnasium - also der Wechsel zwischen den beiden Formen - ist jetzt schon Zielvorgabe. Sie stellt aber nach wie vor ein Problem dar. Es würden immer wieder Schüler kommen, die von der Neuen Mittelschule ins Gymnasium wechseln wollten, sagt Klemens Voit, Direktor BG Bregenz-Blumenstraße. Sie würden sich ganz unterschiedlich schlagen.

Es gebe diejenigen Schüler, die knapp am Gymnasium vorbeigeschrammt seien und sich danach recht gut zurechtfänden - aber auch diejenigen, die schon in der Mittelschule nur „mittel bis schlecht“ seien. Sie hätten nach dem Wechsel größere Probleme.

Durchlässigkeit „nicht gefordert“

„Die Durchlässigkeit während der vier Schuljahre in der neuen Mittelschule wird nicht sehr gefordert“, meint Pflichtschul-Landesinspektorin Karin Engstler. Laut Statistik würden nur etwa zehn Schüler in der ersten oder zweiten Klasse Mittelschule an die AHS wechseln, etwa 20 Schüler würden später wieder zurück wechseln, um einen Pflichtschulabschluss zu schaffen.

In weiterführende höhere Schulen schaffen es 35 bis 40 Prozent der Mittelschüler, gegenüber der Hauptschule hat sich dieser jährliche Schnitt nur leicht erhöht.

Koordinator will neue Schulform

Nachdem die Gemeinsame Schule unter der neuen Bundesregierung in die weite Fern gerückt ist, wünschen sich die Schulentwickler eine pädagogische Diskussion zwischen AHS und Mittelschule auf Augenhöhe. „Aus Systemsicht wünsche ich mir natürlich eine neue Schulform“, sagt Dietmar Bickel, Koordinator der Vorarlberger Mittelschulen. Sie müsse innovativ, chancengerecht und zukunftsorientiert sein.

Dazu solle man das Beste aus den bestehenden Schulformen herausnehmen, meint Bickel: „Hier wäre Mut gefragt, sich auf etwas Neues einzulassen.“