Mehr Wegweisungen in Flüchtlingsunterkünften

Mehr als 300 gewalttätige Männer sind im vergangenen Jahr in Vorarlberg von ihren Familien weggewiesen worden. Dabei ist die Gewaltschutzstelle des Institut für Sozialdienste (ifs) mit einem neuen Problem konfrontiert: Gewaltsame Ehemänner in Flüchtlingsunterkünften.

Frauen, die von ihren Männern geschlagen werden oder psychischer Gewalt ausgesetzt sind, befinden sich in ein schwierigen Lage. Für Flüchtlinge ist die Situation noch brisanter, sagt Ulrike Furtenbach, die Leiterin der ifs-Gewaltschutzstelle in Feldkirch. Diese Frauen sind in einem fremden Land, in einem völlig anderen Kulturkreis und haben zum Teil ihre Familien zurückgelassen. Sie fühlten sich dementsprechend hilflos, beschreibt Furtenbach: „Man muss sich vorstellen, dass diese Frauen mit ihrem Partner geflüchtet sind, wahrscheinlich über gefährliche Routen.“ Nun seien sie in Österreich gelandet - da sei auch der „misshandelnde Ehepartner für diese Frau ein Stück Heimat“.

Beratungsgespräche wegen der Sprache oft schwierig

Auch die Wohnsituation sei in Flüchtlingsunterkünften oft nicht optimal, das könne zu Aggressionen führen. Die Heimleitungen seien immer öfter gezwungen, die Polizei zu rufen, damit gewalttätige Männer entfernt werden. Das Opfer sollte dann so schnell wie möglich Hilfe erhalten, aber die Beratungsgespräche scheitern laut Furtenbach oft, weil die Frauen nicht gut genug Deutsch sprechen, um zu erklären, was vorgefallen ist. Die Zahl an qualifizierten Dolmetschern reiche keineswegs aus, „da muss man sich auch manchmal mit Verwandten behelfen, was in der Beratung eigentlich nicht zielführend ist“, sagt Furtenbach.

Viele betroffene Frauen würden auch davor zurückschrecken, ihre rabiaten Männer durch ihre Aussage zu belasten, sagt Furtenbach: „Es ist für sie immer wieder die Sorge: was passiert dann? Das macht es für diese Frauen natürlich um einiges schwieriger.“

Künftig eigene Statistik

Für 2017 gibt es keine Zahlen, wie viele Wegweisungen es in Asylunterkünften gegeben hat, fest steht aber: Seit den gesteigerten Flüchtlingszahlen vor zwei Jahren haben sie deutlich zugenommen. Künftig werden die Wegweisungen in Heimen gesondert in der jährlichen Statistik der Gewaltschutzstelle erhoben.