Bildungsniveau bei jungen Türken steigt rasant

Jugendliche mit Migrationshintergrund holen bei der Bildung stark auf - zu diesem Schluss kommt eine Studie des Vorarlberger Soziologen August Gächter vom Zentrum für soziale Innovation. Besonders ausgeprägt ist der Trend bei jungen Türken in Vorarlberg.

Über Jahre hinweg hat Soziologe August Gächter das Bildungsniveau von Jugendlichen mit Migrationshintergrund beobachtet. Das Ergebnis: Das Niveau der 15- bis 19-Jährigen steigt. „Man sieht in den Daten der letzten fünf bis zehn Jahre sehr deutlich, dass Jugendliche jetzt sehr viel häufiger eine Ausbildung nach der Pflichtschule weitermachen, als das vorher der Fall gewesen ist“, so Gächter.

Diese positive Entwicklung sei im ganzen Bundesgebiet zu beobachten, besonders auffällig sei der Trend aber bei Jugendlichen mit türkischen Eltern in Vorarlberg: Haben etwa 40 Prozent dieser Jugendlichen vor zehn Jahren nach der Pflichtschule keine weitere Ausbildung absolviert, so sind es jetzt nur mehr 15 Prozent. Für Gächter eine verblüffende Entwicklung: „Dass etwas sich so rasant verändert, das kommt wirklich ganz, ganz selten vor.“

Bildungsniveau der Eltern steigt

Dass migrantische Jugendliche schlechter gebildet sind, stimmt also nicht - und in Zukunft soll sich die Situation noch weiter verbessern. Wenn sich die Trends der vergangenen Jahre in den nächsten sieben bis acht Jahren fortsetzen, „dann werden die Jugendlichen mit Eltern aus der Türkei, mit Eltern aus Bosnien, mit Eltern aus Serbien und mit Eltern aus Österreich alle zu etwa 94 Prozent nach der Pflichtschule eine weitere Ausbildung machen.“

Ein Grund dafür ist laut Studie, dass sich auch das Bildungsniveau der Eltern verbessert hat - vor allem jener aus der Türkei. Hatten vor zehn Jahren noch 80 Prozent von ihnen höchstens einen Pflichtschulabschluss, so sind es in der Zwischenzeit nur mehr 50 Prozent - ein Rückgang um 30 Prozentpunkte. Nirgendwo sei die Parallele zwischen Eltern und Jugendlichen so ausgeprägt wie in Vorarlberg, so der Experte. Und: Besonders entscheidend sei die Bildung der Mutter.

Aufschwung mit paradoxen Folgen

Ein weiterer Faktor, der das Vorankommen der Jugendlichen beeinflusst, ist das Wirtschaftswachstum. Allerdings sei es gerade der Wirtschaftsaufschwung, der gerade Burschen von einer Ausbildung abhalte. „In dem Moment, wo die Wirtschaft eine Nachfrage nach gering qualifizierten jungen Arbeitskräften, nach Hilfskräften entwickelt, gehen manche Geld verdienen, anstatt eine Ausbildung zu machen.“ Grundsätzlich setze sich aber immer mehr das Interesse an weiterführenden Ausbildungen durch.