Ernährung als Unterrichtsfach gefordert

Ernährung soll als eigenes Unterrichtsfach in der Schule eingeführt werden. Das fordert die Gesundheits- und Ernährungswissenschafterin Angelika Stöckler im Samstaginterview bei ORF Radio Vorarlberg.

Landwirtschaft verstehen Angelika Stöckler

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Angelika Stöckler

Nach Ansicht von Stöckler ist es wichtig, dass die Kinder lernen, was in den verschiedenen Lebensmitteln stecke. Es sei eine gesellschaftliche Verpflichtung darauf zu schauen, dass Kinder gute Lebensmittel bekommen. Handlungsbedarf gebe es, denn laut einer aktuellen Studie ist in Österreich fast jeder Dritte Drittklässler übergewichtig.

Das hänge, so Stöckler, stark mit unserem Lebensstil zusammen. Man bewege sich immer weniger und habe gleichzeitig ein Überangebot von Lebensmitteln. Speziell Fertigprodukte stünden in vielen Familien hoch im Trend. Viele dieser Lebensmittel würden allerdings mehr Energie liefern, als man im Alltag verbrauchen könne.

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Audio: Ernährungswissenschafterin Angelika Stöckler im Interview mit Christine Amon (ORF Radio Vorarlberg)

Stöckler Frühe Kindheit ausschlaggebend

Durch die Tatsache, dass immer jüngere Kinder auch über Mittag betreut würden, steige die gesellschaftliche Verantwortung. Es gebe einjährige Kinder, die an fünf Tagen in der Woche am Mittagstisch teilnehmen, so Stöckler. Man müsse deshalb umso mehr auf ein qualitativ sehr hochwertiges Angebot achten, das den Bedürfnissen der kindlichen Entwicklung auch gerecht werde. Eine große Herausforderung sei es auch, den Kindern das Angebot schmackhaft zu machen.

Die Grundlagen für lebenslange, gesunde Essgewohnheiten würden in der frühen Kindheit gelegt, so Stöckler. Was regelmäßig auf den Tisch komme, werde von den Kindern auch gemocht. Die geschmacklichen Vorlieben behalte man ein ganzes Leben lang bei. Eltern, Kindergärten, Schulen und Betreuungseinrichtungen stünden hier in der Verantwortung. Zudem müsse man die Schüler auch entsprechend bilden, um eine gewisse Eigenverantwortung für die Ernährung zu übernehmen.

Stöckler: Keine Automaten an Schulen

Stöckler plädiert auch dafür, dem Kochunterricht an den Mittelschulen wieder einen größeren Stellenwert einzuräumen. Außerdem spricht sie sich dafür aus, dass Automaten mit und Süßgetränken an Schulen abgeschafft werden. Das sei allerdings eine sehr unpopuläre Maßnahme, die nur schwer durchzusetzen sei.

Einrichtung von Spaßgruppen gefordert

Problematisch sei, wenn Kinder jahrelang anhören müssten, dass sie zu dick seien. Das ende oftmals erst recht in Frustessen. Es brauche viel Verständnis und Zeit, um dem entgegenzuwirken. Begeisterung für Bewegung etwa könne nur in einem Miteinander gelingen.

Um dem Bewegungsmangel bei Kindern entgegenzuwirken seien auch die Sportvereine im Land zum Umdenken aufgefordert. So fordert Stöckler etwa die Einrichtung von Spaßgruppen. Die Sportvereine sollten nicht nur Kinder mit Blick auf eine Sportlerkarriere fördern. Für 16- oder 17-Jährige gebe es beinahe keine Sportangebote mehr, wenn sie nicht im semiprofessionellen Bereich aktiv seien, gibt Stöckler zu bedenken.

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