6,5-Meter-Stuhl: Wald am Arlberg sucht Dorfwirt

Ein sechseinhalb Meter hoher Holzstuhl zieht seit Freitag die Blicke in Wald am Arlberg auf sich. Er steht symbolhaft für ein neues Bürgerbeteiligungsmodell, mit dem ein vor zwei Jahren geschlossener Gasthof zurückgekauft werden soll.

Nach einem tragischen Unglücksfall musste das Traditionsgasthaus „Tafelspitz“ vor zwei Jahren schließen, ein beliebter Treffpunkt für die Einheimischen und vor allem für die Vereine ging verloren. Wie Walter Bilgeri, Obmann des Tourismusausschusses, schildert, hätten sich auch Gäste darüber beschwert, dass es in der kleinen Ortschaft nirgendwo etwas zu essen gäbe. Das sei für ihn Anlass gewesen, „die Gemeinde oder den Bürgermeister ein bisschen anzustoßen und zu sagen: ‚Okay, wir müssen jetzt aktiv werden. ‘“

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Wald sucht Dorfwirt

In der Gemeinde Dalaas will man mit einem ehrgeizigen Bürgerbeteiligungsprojekt ein vor zwei Jahren geschlossenes Gasthaus zurückkaufen.

Dort stieß Bilgeri offenbar auf offene Ohren. „Ein Gasthaus ist auch eine wichtige Infrastruktureinrichtung für eine Gemeinde“, sagt Christian Gantner (ÖVP), Bürgermeister der Gemeinde Dalaas, zu der die Ortschaft Wald am Arlberg gehört. „In einem Gasthaus passiert sehr viel an Seelenhygiene, und es ist auch Aufgabe der Gemeinden, hier aktiv zu werden.“

5,35 Prozent Zinsen

Und so entstand eine Rückkaufaktion unter Einbindung der Bevölkerung. „Das Ganze funktioniert so: Jeder kann einen sogenannten Stuhl kaufen“, sagt Gantner. Ein Stuhl kostet genau 1.000 Euro. Den Betrag bekommt man dann in Form von zehn Jahresraten in Höhe von 125 Euro zurück, „was einem Sparbuchzins von 5,35 Prozent entspricht“, rechnet Gantner vor. Der eingesetzte Betrag plus der Wertsteigerung wird in Form von Wertgutscheinen für das neue Dorfgasthaus zurückbezahlt.

Wald am Arlberg Dorfwirt

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Nebenbei wartet eine schwierige Aufgabe: Ein geeigneter Pächter muss gefunden werden. Die Branche werde immer schwieriger, sagt Bilgeri. Er ist dennoch optimistisch, einen Pächter zu finden: „Durch die Gutscheinmodelle, die wir anstreben, schaffen wir es natürlich, dem Pächter einen gewissen Fixumsatz jährlich zu gewährleisten.“ Damit werde man es auch schaffen, eine starke Kundenbindung entstehen zu lassen.

Stuhl wird versteigert

Der Start hätte besser kaum laufen können. Laut Bürgermeister Gantner habe man mit der Errichtung des großen Holzstuhls in der Gemeinde bereits einiges an Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Übers Wochenende seien dann schon 35 Stühle zu je 1.000 Euro verkauft worden. Ziel sei es, 150 zu verkaufen. Geht alles nach Wunsch, ist die Wiedereröffnung zu Beginn der Wintersaison geplant. Bei dieser Feier soll der 6,5 Meter hohe und 1.000 Kilogramm schwere Symbol-Stuhl versteigert werden.