Fremdbetreute Kinder: Neues Gesetz gefordert

In Vorarlberg werden über 600 Kinder fremdbetreut, österreichweit sind es 13.000. Nach dem 18. Geburtstag sind die Jugendlichen meist auf sich gestellt. Der Dachverband österreichischer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen fordert deshalb eine Gesetzesänderung.

Die Gründe, weshalb Kinder aus ihren Familien genommen werden müssen, sind vielfältig. Unter anderem können Alkoholismus, Tod, Vernachlässigung, oder auch Gewalt verantwortlich dafür sein. Die Jugendämter geben die Empfehlung ab, eine Entscheidung wird vom Pflegschaftsgericht getroffen, sagt Hubert Löffler, der Geschäftsführer des Dachverbandes österreichischer Kinder- und Jugendhilfeeinrichtungen. Die jungen Menschen kommen daraufhin in einer Pflegefamilie oder in sozialpädagogischen Einrichtungen unter. Bei Volljährigkeit ist die Betreuung zu Ende. Eine Ausnahmeregelung ermöglicht jedoch eine Verlängerung um weitere drei Jahre, erklärt Löffler.

Um jungen Erwachsenen auch ohne Ausnahmeregelung nach ihrem 18. Lebensjahr Hilfe zukommen zu lassen, hat der Dachverband österreichischer Kinder und Jugendhilfeeinrichtungen das Projekt „welcome to life“ ins Leben gerufen. Seit April 2016 werden aus Gesundheitsfördermitteln von Bund und Land mehrere 100 sogenannte „Careleaver“ unterstützt. Die jungen Menschen können in diesem Rahmen Workshops und Veranstaltungen besuchen, durch die sie lernen, besser am Wohnungsmarkt zurecht zu kommen oder auch mit Geld umzugehen.

„Ungelöstes sozialpolitisches Problem“

Dadurch soll laut Löffler auch die Gesellschaft aufmerksam gemacht werden, schließlich handle es sich hierbei um ein ungelöstes sozialpolitisches Problem. 17 Einrichtungen der stationären Jugendhilfe sind am Projekt „welcome to life“ beteiligt, das heuer mit dem Preis der Sozialmarie ausgezeichnet wurde. Für eine österreichweite Finanzierung reichten die Mittel nicht. Bislang sind Vorarlberg, Tirol, Kärnten und Wien mit im Boot.

Längerfristig ist eine Änderung des Kinder- und Jugendhilfegesetzes in Österreich aber unumgänglich, sagt der Dachverband. Er fordert eine generelle Übergangsbegleitung in die Selbständigkeit, sowie eine Ausweitung der Jugendhilfe bis zum 24. Lebensjahr. In Deutschland kann laut Löffler die Jugendhilfe sogar bis zum 26. Lebensjahr verlängert werden.

Sendehinweis:
Interview mit Hubert Löffler
Kulturmagazin, ab 20 Uhr, 10.10.2017

Das Kulturmagazin bringt am Dienstag, 10.10.2017, ein ausführliches Interview mit Hubert Löffler und stellt das neue Kinderbuch „Franz und der Regenschirm“ von Erika Kronabitter und Sarah Rinderer vor, in dem von Kindern erzählt wird, die in einer sozialpädagogischen Einrichtung leben.