Vision Rheintal: Mangelnde Verbindlichkeit als Krux

Die Vision Rheintal steht vor einer Neuausrichtung. Nach rund zehn Jahren ist das Projekt ausgelaufen. Probleme bereiteten bislang die fehlende Verbindlichkeit der ausgearbeiteten Ergebnisse und das Kirchturmdenken der Gemeinden.

Die Konkurrenz zwischen den Gemeinden sei der Hauptgrund, warum einige Ziele der Vision Rheintal nicht erreicht werden, sagt Gerlind Weber, Professorin für Raumplanung und Vorsitzende des Naturschutzrates. Jede Gemeinde kämpfe um neue Unternehmen und Einwohner, denn beides bringe Geld: „Im Grund konkurrieren die Gemeinden ganz stark im Hinblick einerseits auf die Arbeitsplätze, andererseits natürlich auf das Gewinnen von neuen Bürgern.“

Dadurch gehe der Blick über die Gemeindegrenze verloren. Das Land könnte gemeindeübergreifende Projekte steuern, indem es sie finanziell unterstütze. Es brauche Gelder, die dabei helfen würden, die visionären Ziele mit bestimmten „Lockangeboten“ zu unterfüttern.

Fischer will kleinere Strukturen

Der langjährige Leiter der Vision Rheintal, Martin Assmann, sieht das Projekt und das Land auf Kurs. Das zeige etwa die intensive Diskussion über die ursprünglich geplante Ansiedlung von Ölz in Weiler. Die Diskussionen würden sich nicht mehr nur auf die Gemeinde fixieren, sondern verstärkt auf die Region.

Der Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer (ÖVP) sieht zahlreiche Vorteile, am besten sichtbar in der Entwicklung des gemeindeübergreifenden Betriebsgebietes Rheintal Nord. Ein Mangel bestehe aber weiterhin: Es brauche regionalere und kleinere Strukturen, „die uns ermöglichen, eine höhere Verbindlichkeit in der Zielumsetzung zu erreichen.“ Bisher sei es oft schwer gewesen, die Ergebnisse eines offenen Planungsprozesses politisch umzusetzen.

Weber: Theoretische Grundlage fehlt

Die Vision Rheintal hat das Ziel, die 29 Gemeinden zwischen Feldkirch und Bregenz als einen Raum zu erkennen und gemeinsam zu entwickeln. Was derzeit auch noch fehle, sei eine zusammenhängende theoretische Grundlage, meint Gerlind Weber. „Es muss hier auch das Signal gegeben werden, dass das nicht alles ‚verlorene Liebesmüh‘ einiger Engagierter war, sondern dass das dann ganz konkret zu einer Arbeitsunterlage zur Weiterverarbeitung für die Landesregierung wird.“