Burn-out vielfach Auslöser für Suizid

Die Zahl an Suiziden ist im vergangenen Jahr leicht zurückgegangen. Laut dem sogenannten Suizidbericht haben sich 2016 insgesamt 42 Menschen das Leben genommen. Vielfach sind Burn-outs der Auslöser dafür.

42 Menschen, davon 34 Männer und acht Frauen, haben 2016 Suizid begangen. Im Vergleich zum Jahr davor seien es drei weniger, sagte Primar Reinhard Haller, Mitautor des Suizidberichtes, der am Freitag veröffentlicht wurde. In der Regel sei die Anzahl der durchgeführten Suizide bei Männern um drei bis vier Mal höher, berichtete der frühere Primar des Landeskrankenhauses Rankweil, Albert Lingg.

Anzahl an Suiziden nimmt im Alter zu

Das liege daran, dass Männer oft aggressiver und stärker auf äußere Einflüsse wie Trennung oder Tod reagierten, später Hilfe holen und öfter von Risikoerkrankungen wie Sucht betroffen seien. Die meisten Suizide wurden 2016 bei Menschen im mittleren Alter verzeichnet. Insgesamt nahmen sich 18 Personen im Alter von 45 bis 64 Jahren das Leben, elf waren zwischen 65 und 84 Jahre alt, zwei älter als 85. „Über die Jahre haben wir festgestellt, dass die Anzahl der Suizide österreichweit mit dem Alter zunimmt“, blickte Lingg auf seine Erfahrungen aus 30 Jahren Suizidbericht zurück. Während bei jungen Menschen nur zwei bis fünf Prozent der Suizide erfolgreich durchgeführt würden, liege die Rate bei alten Menschen bei 80 Prozent, ergänzte Primar Reinhard Haller.

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Weniger Suizide in Vorarlberg
Im „Vorarlberg heute“-Beitrag sehen Sie Psychiater Reinhard Haller.

Viele leiden an Erschöpfungsdepressionen

Erfreulich sei, dass sich die Zahl der Suizide in Vorarlberg seit Mitte der 1980er Jahre halbiert habe. Viele Menschen würden aufgrund eines Burn-outs Suizid begehen. Der Begriff Burn-out sei strapaziert und in Verruf geraten, dennoch gebe es immer mehr Menschen mittleren Alters, die an einer echten Erschöpfungsdepression leiden, erklärte Haller. Er ging davon aus, dass zehn Prozent der Suizide aufgrund eines echten Burn-outs begangen werden. Vielfach seien Burn-outs auch die Ursache bei ungeklärten Suiziden. Gefährdet seien vor allem Männer im mittleren Alter sowie engagierte und mehrfach belastete Menschen. Wichtig sei, etwas dagegen zu unternehmen, sagte Haller. Letztlich gehe es laut Haller immer um die Herstellung einer besseren Balance zwischen Arbeit, Beruf, Familie und Freizeit.

Sozioökonomische Lage ist entscheidend

Bei der Suizidrate liegt Vorarlberg mit 11,1 deutlich unter dem Österreich-Durchschnitt von 13,6. Im Bundesländervergleich liegt Vorarlberg damit bei den Suiziden pro 100.000 Einwohner laut Statistik Austria nach dem Burgenland und Wien an drittletzter Stelle. Angeführt wird die Liste von Kärnten mit einer Suizidrate von 22,0 und der Steiermark mit 18,5. Lingg begründete die im Vergleich niedrige Zahl der Suizide in Vorarlberg mit mehreren Faktoren, etwa der Enttabuisierung des Themas und der offensiveren Vorgangsweise, dem Ausbau der Behandlungs- und Beratungsstellen sowie der Fortschritte in der Behandlung von psychischen Erkrankungen.

„Dennoch dürfen wir uns nicht zurücklehnen“, appellierte Lingg. Die Zahl der Suizide könne sich aus verschiedenen Gründen rasch wieder ändern. Entscheidend sei etwa die sozioökonomische Lage. In wirtschaftlich angeschlagenen Ländern wie Spanien und Griechenland sei die Suizidrate in den vergangenen Jahren in die Höhe geschnellt. Wenn Dämme brechen und eine Gesellschaft nicht mehr solidarisch ist, können die Helfer nichts mehr tun, machte der Psychiater deutlich.

Österreichweite Krisennummern
www.hilfe-in-der-krise.at

Telefonseelsorge Vorarlberg
Telefonnummer 142
www.142online.at

Rat auf Draht Teenager-Hotline des ORF
Telefonnummer 147
rataufdraht.orf.at

Selbsthilfegruppe Hinterbliebene nach Suizid
selbsthilfe-vorarlberg.at