Experten fordern höhere HPV-Durchimpfungsrate

Manche Typen des „Human Papillon-Virus“ (HPV) können Körperzellen verändern und damit Krebs verursachen. Seit einigen Jahren gibt es eine Impfung - die Durchimpfungsrate an den Schulen ist mit rund 30 Prozent bei den Zehnjährigen aber gering.

Die Infektion mit HPV erfolgt ausschließlich über Intimverkehr. Die Viren sind in Europa sehr verbreitet, sagt der Primar der Gynäkologie in Feldkirch, Burkhard Abendstein: „Man geht in Mitteleuropa davon aus, dass die Durchseuchung der Bevölkerung mit HPV-Viren im Alter von 20 Jahren annährend 100 Prozent ist. Das heißt, das Virus ist überall herum.“

Im höheren Alter geht das Risiko zurück, bei vielen Menschen ist das Immunsystem nämlich stark genug, um mit dem Virus fertig zu werden. Aber bei einem Teil bilden sich im Laufe von sieben bis zehn Jahren Krebsvorstufen, sagt Abendstein. Dabei sei Gebärmutterhalskrebs nicht die einzige Krebsart, die mit HPV in Verbindung gebracht werden: „Das ist Analkrebs, Zungenkrebs, Speiseröhrenkrebs, manche vermuten Magenkrebs, Peniskrebs bei der männlichen Bevölkerung.“

Höhere Durchimpfungsrate wünschenswert

Um diese Krebsarten zu vermeiden, ist die Impfung vor dem ersten Intimverkehr sinnvoll, so Abendstein: „Jede Impfung wirkt am besten, bevor es zur Infektion kommt.“ Wenn die Impfung danach stattfinde, könne man nicht damit rechnen, dass noch wirken würde. Und: Je mehr Personen geschützt sind, desto weniger kann sich ein Virus verbreiten. Im Sinne der Herdenimmunität bräuchte es deshalb eine Durchimpfungsrate von mehr als 80 Prozent - bei Mädchen und bei Burschen, denn Burschen gelten als Überträger der Viren.

Krebshilfe fordert Gratis-Impfung bis 15

In Vorarlberg treten pro Jahr etwa 35 HPV-verursachte Krebsneuerkrankungen auf. In 15 Fällen führen diese Erkrankungen - laut Statistik - zum Tod. Die Vorarlberger Krebshilfe fordert vor diesem Hintergrund, den Gratis-Impfstoff gegen HPV für Jugendliche bis 15 Jahre zur Verfügung zu stellen. Bisher werden nur Neun- bis Zwölfjährige gratis geimpft.

Aktuell lassen sich nur 30 Prozent der Zehnjährigen an den Schulen impfen. Der Präsident der Krebshilfe, Gebhard Mathis, fordert deshalb eine vermehrte Aufklärung von Eltern, Lehrern und auch Schulärzten. Bei Neun- bis Zwölfjährigen übernimmt die öffentliche Hand die Kosten. Zwölf- bis 15-Jährige zahlen zwei Mal 60 Euro. Ab 15 Jahren sind drei Impfungen erforderlich - zu je 205 Euro. Krebshilfe verlangt den Gratis-Impfstoff bis zum 15. Lebensjahr.