Rückschlag für Primärversorgungszentrum

Die Einrichtung eines Primärversorgungszentrums in Bregenz gestaltet sich schwierig. Das dafür nötige Gesetz, das Anfang des Monats in Kraft getreten ist, macht die Umsetzung von Zentren dieser Art praktisch unmöglich.

Das Konzept ist einfach: In einem Primärversorgungszentrum sollen niedergelassene Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte zusammenarbeiten, um Hausärzte und Ambulanzen zu entlasten. Eigentlich hätte ein solches Zentrum im Herbst in Bregenz in Betrieb gehen sollen. Vier Allgemeinmediziner hätten an zwei Standorten Patienten empfangen. Das neue Gesetz hat diesen Plänen jedoch einige Stolpersteine in den Weg gelegt, sagt der Initiator und Sprecher der niedergelassenen Ärzte in Bregenz, Rudolf Brugger.

„Das Gesetz fordert ein Zurücklegen des Einzelvertrages und einen neuen Vertrag über das Primärversorgungszentrum“, sagt Brugger. „Leider sind die Verhandlungen noch nicht einmal begonnen worden, sie werden wahrscheinlich bis Ende nächsten Jahres abgeschlossen.“ Man wisse also gar nicht, in welchen Vertragszustand man sich begebe und welche Honorare und Aufwandsentschädigungen anfallen würden. Man stehe wieder ganz am Anfang, sagt Brugger.

Ärzte wollen nicht warten

Geplant wäre gewesen, dass neben den Hausärzten stundenweise Hebammen, Kinderkrankenschwestern, verschiedenste Therapeuten, Wund- oder Diabetesexperten für Fragen und Behandlungen zur Verfügung zu stellen. Bis 2020 sollen insgesamt 75 derartige Primärversorgungszentren in ganz Österreich entstehen. Ende nächsten Jahres sollen alle Details geklärt sein.

Den Ärzten in Bregenz dauert das zu lange: „Der Traum wäre natürlich, mit Anfang des nächsten Jahres zu starten, wenn es uns gelingt, mit der Gebietskrankenkassa die vertragliche Situation dahingehend zu fixieren, dass wir auf einem stabilen Fundament beginnen können und nicht auf weichem Sand“, sagt Brugger. Ebenso wenig wolle man warten, bis irgendwann Verträge beschlossen würden, denen man dann unter Umständen nicht mehr zustimmen könne. Gespräche diesbezüglich gebe es bereits.

Klar ist für Brugger, dass ein Primärversorgungszentrum in Vorarlberg nicht ausreichen wird: „Ich denke, wenn dieses Projekt, das wir jetzt da geplant haben, sich so umsetzen lässt und auch dann funktioniert, dann wird es in jeder größeren Stadt so ein Zentrum mittelfristig geben.“

Wahlkampf hinter Angebot?

Kritik gab es zuletzt auch an der vom Gesundheitsministerium angebotenen Unterstützung und Hilfe. Die Ärztekammer vermutet hinter diesem Angebot nämlich ein Wahlkampfgeschenk. Kammeramtsdirektor Jürgen Heinzle erwartet sich jedenfalls nicht viel: Eine Hochglanzbroschüre sei zu wenig. Heinzle geht davon aus, dass die juristische Beratung vielmehr regional stattfinden werde als durch das Gesundheitsministerium.

Auch er sieht den Knackpunkt in den Verträgen mit dem Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger und der Wiener Ärztekammer. Spätestens Ende 2018 müssen sie am Tisch liegen - und erst dann kann weitergeplant werden.

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