Dieselantrieb: VCÖ fordert konkrete Maßnahmen

In Vorarlberg scheint das Vertrauen in Fahrzeuge mit Dieselantrieb immer mehr zu schwinden. Im vergangenen Halbjahr wurden um sechs Prozent weniger Dieselfahrzeuge angemeldet als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

Politik und Industrie versuchen am Mittwoch beim sogenannten „Diesel-Gipfel“ in Berlin das Vertrauen in den Antrieb wieder herzustellen. In Vorarlberg droht aufgrund der ständigen Grenzwertüberschreitungen bei der Feldkircher Bärenkreuzung und beim Zollamt Lustenau ein EU-Vertragsverletzungsverfahren. Daher fordert der Verkehrsclub Österreich jetzt konkrete Maßnahmen.

VCÖ: „Politik muss rasch handeln“

Die Politik müsse nun rasch handeln, sagt Manfred Hagen vom Verkehrsclub Österreich (VCÖ). Der Staat werde nicht umhin kommen, einen Plan zu verabschieden, der den Ausstieg aus Diesel- und Benzinantrieben vorsieht. In anderen Ländern gebe es ja bereits solche Pläne. „Österreich war zum Beispiel beim Katalysator ein europaweiter Vorreiter. Momentan sind wir eher ein Nachhinker“, so Hagen.

Für Hagen kommt der Dieselskandal nicht überraschend: „Der Diesel war leider nie so umweltfreundlich wie man getan hat. Und es kommt halt immer die Krux heraus, dass wenn man versucht, die CO2-Werte zu optimieren, die anderen Schadstoffwerte dann in die Höhe schnellen.“

Fahrverbot in Feldkirch kein Thema

Ein wie in anderen Städten angedachtes Fahrverbot mache in Feldkirch keinen Sinn, heißt es aus dem Rathaus. Man könne die Bärenkreuzung ja nicht sperren, außerdem sei die halbe Innenstadt ja schon verkehrsberuhigt. Brüssel wird sich mit dem geplanten Stadttunnel aber wohl nicht zufrieden geben. Seit mehr als einem Jahr werde im Umweltinstitut über ein Bündel von Sofortmaßnahmen diskutiert, wie die Anschaffung von E-Taxis.

Bei der Bärenkreuzung liegt der Jahresmittelwert bei Stickstoffdioxid bei 42 Mikrogramm. Der österreichische Grenzwert liegt bei 35, die EU verlangt höchstens 40 Mikrogramm. Der Diesel habe klar den Löwenanteil an der Verschmutzung, sagt Arthur Sottopietra vom Vorarlberger Umweltinstitut. Auch bei modernen Dieselfahrzeugen werden die Grenzwerte in den Abgasen laut Sottopietra nicht eingehalten.

Bei sehr teuren Modellen würden sie sogar bis um das 20-fache überschritten. „Durchschnittlich werden diese Grenzwerte - über die gesamte Flotte gerechnet - um das Siebenfache überschritten. Das merkt man natürlich bei der Luftbelastung“, so der Experte des Umweltinstituts.

Autohandel glaubt nicht an Diesel-Verbot

Der Fachgruppenobmann des Autohandels, Manfred Ellensohn, hält anlässlich der aktuellen Diskussion um Manipulationen beim Diesel nichts von einer Verteufelung des Antriebs. Die Nachfrage sei im vergangenen Halbjahr zwar um sechs Prozent zugunsten des Benzinantriebes zurückgegangen.

Ellensohn glaubt jedoch nicht, dass die Politik in naher Zukunft den Diesel verbieten wird. Dafür hänge zu viel an diesem Industriezweig. „In Österreich sind es rund 250.000 Arbeitsplätze, die mit der Entwicklung von Diesel, Produktion und Zulieferung beschäftigt sind“, sagt Ellensohn.

Der Anteil an Dieselautos ist mit 52 Prozent in Vorarlberg im Vergleich zu den Nachbarn sehr hoch. In Deutschland sind es 33 Prozent, in der Schweiz gar nur 28 Prozent.

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