Mehr Flüchtlinge als Kleindealer aktiv
Anklagebehörde und Exekutive befürchten, der Konsum von Cannabis könne in Vorarlberg steigen. Der Kleinhandel mit Cannabiskraut und Cannabisharz habe sich in jüngster Zeit zunehmend auf öffentliche Plätze verlagert. Hier treffe Angebot und Nachfrage zusammen, so Alexander Loacker von der Suchtgiftgruppe des Landeskriminalamtes.
Bahnhöfe und Bushaltestellen sind Hot-Spots
Suchtgiftfahnder ermittelten als Hot-Spots des Straßenverkaufs Bahnhöfe und Bushaltestellen. Es habe sich unter Konsumenten herumgesprochen, dass es an diesen Orten leicht Drogen zu kaufen gebe. Die Bahnhöfe Dornbirn und Feldkirch sowie die Seeanlagen in Bregenz sind inzwischen als Hot-Spots bekannt.
Mehr Anzeigen gegen „Fremde“
26 Prozent der Strafanzeigen im Vorjahr wegen Drogendelikten richteten sich gegen Tatverdächtige ohne österreichischen Pass. Das ist eine Steigerung, sagt Loacker. Aus kriminaltaktischen Gründen gebe die Polizei ihre Strategie gegen die Köpfe der neuen Szene nicht bekannt. Wenn diese Szene überhand nehme, setze man gezielte Ermittlungsmaßnahmen, erläutert Loacker. Mit dem häufigeren Auftreten von Kleindealern werde entsprechend mehr Cannabis verkauft, weil auch Abnehmer gezielt Hot-Spots aufsuchten.
Drahtzieher haben leichtes Spiel
Laut Staatsanwalt Manfred Bolter aus Feldkirch werden zunehmend Flüchtlinge von Drahtziehern des Cannabishandels als Kleindealer rekrutiert. Die meisten Flüchtlinge hätten keine Arbeit, daher viel Zeit. Sie seien mobil und für die Drahtzieher des Drogenhandels leicht austauschbar. Deshalb würden Migranten zunehmend instrumentalisiert.
Hinsichtlich der Verbreitung von schweren und mittleren Drogen stellte die Polizei keine Veränderungen gegenüber den Vorjahren in Vorarlberg fest.
Haller: Flüchtlingswelle nicht verantwortlich
Die größere Verbreitung geht einher mit einem höheren Reinheitsgehalt bei Cannabisprodukten. Suchtexperte Reinhard Haller warnt vor einem damit verbundenen höheren gesundheitlichen Risiko. Cannabis sei wesentlich stärker als vor 20-30 Jahren. Produzenten nützten den wissenschaftlichen Fortschritt - etwa Gentechnik - auch für sich. Durch den Konsum von stärkerem Cannabis steige die Gefahr von psychotischen Störungen, so Haller.
Für Haller ist aber nicht die Flüchtlingswelle für die Zunahme von Kleindealern unter Migranten verantwortlich. Migranten würden „häufig aus drogenfreien oder drogenarmen Kulturen kommen“ und dann „die Konsumgewohnheiten der einheimischen Bevölkerung übernehmen, sogar noch in einem viel höheren Maße als Vorarlbergerinnen und Vorarlberger.“ Auf der Drogenstation Lukasfeld verfügten bereits 40 Prozent der Patienten über einen Migrationshintergrund.
Für FPÖ ist die Situation alarmierend
Als „alarmierend“ wertet FPÖ-Sicherheitssprecher Christof Bitschi die Entwicklung der Drogenkriminalität im Land. Die Tatsache, dass 17 von 19 jüngst ermittelten Dealern Asylwerber und Asylberechtigte seien, unterstreiche den Handlungsbedarf. Bitschi fordert, dass kriminelle Ausländer unverzüglich in ihre Herkunftsländer zurückgebracht werden müssten.