Alternative Heilmethoden auf dem Prüfstand

Fernöstliche Heilverfahren sind auch in Vorarlberg voll im Trend. Aber warum vertrauen so viele Patienten auf alternative Behandlungen? Mit dieser Frage haben sich am Wochenende die Teilnehmer des Medicinicums in Lech beschäftigt.

Die tibetische Gebetsfahne aus fünffarbiger Seide weht in diesen Tagen in Lech, symbolisch für die Frage: Warum stoßen fernöstliche Heilverfahren - etwa traditionelle chinesische Medizin, Ayurveda oder Akupunktur - bei uns auf so große Resonanz?

Medicinum Lech

Fotolia/Andrey Popov

Johannes Huber, Gynäkologe an der Medizinischen Universität Wien, führt ein kürzlich publiziertes Forschungsergebnis als Grund ins Treffen: „Das Gespräch des Arztes (mit dem Patienten) in der westlichen Medizin dauert durchschnittlich 27 Sekunden.“ Darüber seien die Patienten unglücklich, „weil das Gespräch die wichtigste Information und auch die wichtigste Behandlungsmethode ist.“

Vorteile bei chronischen Erkrankungen

80 Prozent der Fehler in der Schulmedizin beruhen auf Defiziten in der Kommunikation. Fernöstliche Heilverfahren hingegen basieren auf Kommunikation. Der Sozialwissenschaftler Hartmut Schröder merkt kritisch an, die Schulmedizin werde zu schnell gerufen: Bei Notfällen sei sie zwar sehr effektiv.

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Medicinicum in Lech

Beim vierten Medicinicum in Lech drehte sich am Wochenende alles um alternative Behandlungsmethoden. Viele Experten sehen durchaus Potenzial jenseits der Schulmedizin.

„Aber bei chronischen Erkrankungen ist die Erfahrung vieler, auch niedergelassener Ärzte, so, dass eigentlich diese traditionellen Heilverfahren aus unserer eigenen Kultur, aber auch aus Fremdkulturen, viel besser greifen, weil sie irgendwo auch das Lebenswissen von Patienten aufgreifen.“ Die technische Apparatemedizin müsse hinterfragt werden, auch wenn deren Erfolgsgeschichte groß ist.

Ein Beispiel führt Gynäkologe Huber an: „Hunderte Millionen, wenn nicht Milliarden Menschen haben durch die Antibiotika ihr Leben gerettet bekommen. Also schon das ist eine Erfolgsgeschichte ungeheuren Ausmaßes.“

„Wer heilt, hat recht“

„Ich glaube sehr wohl, dass wir mit unseren heutigen wissenschaftlichen Methoden nicht alles erfassen können“, sagt auch Reinhard Haller, Facharzt für Psychiatrie. „Und ich glaube auch, dass es außerhalb der großen empirischen Untersuchungen und außerhalb des strengen naturwissenschaftlichen Nachweises durchaus Kräfte und Übertragungen gibt, die heilen können.“ Er sei ein Anhänger des Wortes von Hippokrates: „Wer heilt, hat recht.“

Die Potentiale uralter Heilmethoden und das Beste der modernen Medizin gehören zur Heilkunst der Zukunft, so der Tenor beim Medicinicum in Lech.