Online-Petitionen leicht manipulierbar

Die Wirtschaftspresseagentur hat zwei Vorarlberger Online-Petitionen auf ihre Manipulierbarkeit überprüft. In beiden Fällen war es möglich, mit frei erfundenen Personen zu unterzeichnen. Die Initiatoren reagieren unterschiedlich.

In einem Selbstversuch hat die Wirtschaftspresseagentur (WPA) mit falschen Namen die Petition zum Erhalt der Landesgrünzonen in Vorarlberg und eine weitere Petition gegen Kiesabbaupläne der Firma Rüf am Fuße der Kanisfluh unterzeichnet. Im ersten Fall registrierte sich die Redaktion als fiktive Personen mit den Namen „Wunderkind“ und „Hotzenplotz“ aus Algerien, Ungarn, Argentinien und Aserbaidschan. Die vier Eintragungen seien ohne Reaktion des Systems gezählt worden, berichtete die WPA am Mittwoch.

Bei der Petition „Üsra Kanis“ sei zwar eine E-Mailadresse verlangt worden. Die Eintragung von Herrn „Wunderkind“ aus Dresden sei aber anstandslos gezählt worden. Bei dieser Petition sei es zudem möglich, bis zu fünf Unterschriften abzugeben.

Initiatoren reagieren unterschiedlich

Lothar Küng, Technik- und Publikationsverantwortlicher bei „Üsra Kanis“, bestätigte laut WPA, dass Online-Petitionen immer wieder Probleme mit doppelten oder nicht stimmigen Daten hätten. Allerdings sei es einem Initiator aus Datenschutzgründen gar nicht möglich, die Identität der Unterzeichner zweifelsfrei zu klären. Man habe sich deswegen bewusst für den Anbieter „openpetition.org“ entschieden, um rechtlich auf der sicheren Seite zu sein. Außerdem gebe es auch Unterschriftenlisten aus Papier.

Anders die Reaktion von Nina Fritsche, Mitglied der Initiatorengemeinschaft der Landesgrünzonen-Petition. Den Initiatoren sei das Problem vorab nicht bewusst gewesen. Man habe sich für den Anbieter „AVAAZ.org“ entschieden, weil er in der NGO-Szene häufig verwendet werde. Eine Nachfrage habe zwar ergeben, dass die E-Mailadressen innerhalb einiger Tage auf ihre Existenz überprüft würden - das sei aber leicht zu umgehen.

Marketing-Experte zweifelt an Aussagekraft

Auch Marketing-Experte Wolfram Auer zweifelt an der Aussagekraft von Petitionen im Internet. Diese könnten nie fälschungssicher sein, da es immer Wege zur Manipulation gebe. Gerade in Wahlkampfzeiten würden Online-Petitionen gerne von Parteien lanciert und von den Anhängern unterschrieben. Dadurch könnten sie nicht repräsentativ sein.