Frauenquote: Nur zwei Unternehmen betroffen

Die im Nationalrat beschlossene Frauenquote von 30 Prozent für Aufsichtsräte größerer Firmen betrifft nur zwei Unternehmen in Vorarlberg. Das Gesetz enthält nämlich zahlreiche Schlupflöcher.

Die 30-prozentige Frauenquote soll für börsennotierte Unternehmen sowie für Betriebe mit mehr als 1.000 Mitarbeitern gelten. Nach diesen Kriterien wären 16 Vorarlberger Firmen betroffen. Doch der Schein trügt, wie Martin Ohneberg, Präsident der Vorarlberger Industriellenvereinigung, erklärt: „Die 30-Prozent-Quote, die jetzt vorgesehen ist, ist meiner Ansicht nach völlig ziellos.“ Es handle sich um eine typische österreichische Lösung und einen Kompromiss, der am Ende nichts bringen werde, so Ohneberg.

Für die meisten Betriebe gibt es nämlich Schlupflöcher. So bezieht sich das Gesetz nicht auf den Gesamtkonzern, sondern nur auf die heimische Niederlassung. Verpackungshersteller Alpla zum Beispiel ist trotz seiner 18.000 Mitarbeiter weltweit nicht betroffen, weil weniger als 1.000 Mitarbeiter von ihnen in Vorarlberg arbeiten. Zehn von 16 heimischen Betrieben scheiden deshalb aus.

Frauenquote bei 14,1 Prozent

Ein weiteres Ausschlusskriterium: Weniger als sechs Kapitalvertreter im Aufsichtsrat. Damit bleiben nur noch Leuchten-Produzent Zumtobel und Logistik-Unternehmer Gebrüder Weiss übrig. Gebrüder Weiss erfüllt mit zwei Aufsichtsrätinnen die Quote schon heute, Zumtobel hingegen hat noch keine Frau im Aufsichtsrat. Der Leuchtenhersteller müsste also ab kommendem Jahr bei Neubestellungen zwei Frauen in den Aufsichtsrat holen.

Von insgesamt 800 Aufsichtsratsposten in Vorarlberg sind derzeit nur 113 mit Frauen besetzt. Würde Zumtobel zwei Frauen in den Aufsichtsrat holen, würde die ohnehin niedrige Frauenquote in Vorarlberg von 14,1 Prozent auf 14,4 Prozent steigen. Damit würde das Land weiterhin Schlusslicht bleiben.

Verhaltenes Lob

Für Daniel Zadra, Gleichbehandlungssprecher der Vorarlberger Grünen, ist die Quotenregelung dennoch ein Erfolg, auch wenn er einschränkt: „Das Ganze ist jetzt ein Schritt, wenngleich ich zugebe, dass es für Vorarlberg zu wenig ist. Wir müssen da die Hausaufgaben auch auf Landesebene noch einmal machen.“

SPÖ-Landesparteiobfrau und Frauen-Sprecherin Gabriele Sprickler-Falschlunger ist mit der Regelung zwar nicht glücklich, sieht aber andere Herausforderungen: „Das geht sicherlich teilweise an der Realität vorbei.“ Sie glaube, dass es größere Probleme gebe, etwa die Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen. ÖVP-Frauensprecherin Martina Rüscher war für den ORF nicht erreichbar.

Skepsis bei Dorn

Skeptisch zeigt sich auch WKV-Frauenbeauftragte Evelyn Dorn. Die Einführung einer solchen Quote würde nur das Symptom behandeln, nicht aber die Ursache, so Dorn. Ein höherer Frauenanteil sei zwar zu begrüßen, aber dafür gebe es auch andere Instrumente, wie beispielsweise die Qualifizierung der Frauen.

Die Wirtschaftskammer Vorarlberg bietet seit 2014 den Lehrgang „Aufsichtsrat-Kompetenz Kompakt“ an. In diesem Lehrgang würden Frauen gestärkt und für Top-Positionen, wie beispielsweise Aufsichtsratsmandate, vorbereitet, so Dorn. Im Anschluss an diesen Lehrgang könne sich jede Absolventin in eine Datenbank eintragen. Derzeit haben 41 Vorarlbergerinnen diesen Aufsichtsratslehrgang abgeschlossen und stehen in dieser Datenbank.