Geschlossene Psychiatrie benötigt mehr Platz

In Vorarlberg gibt es pro Jahr rund sieben Einweisungen in Anstalten für geistig abnorme Rechtsbrecher. In der geschlossenen Psychiatrie in Rankweil sind die Einweisungs-Zahlen steigend. Bei der Wiedereingliederung ist Vorarlberg führend.

Seit den 80er Jahren gibt es am Landeskrankenhaus Rankweil die sogenannte „forensische Abteilung“. Dort sind Menschen untergebracht, die vom Gericht als unzurechnungsfähig eingestuft wurden. Laut Chefarzt Jan Di Pauli sind dort derzeit elf Patienten untergebracht. Sieben von ihnen sind im gesicherten Bereich. „Die anderen sind im offenen Bereich - das heißt, da sind die Maßnahmen schon gelockert, weil sich ihr Zustandsbild aufgrund der Therapie schon gebessert hat“, sagt Di Pauli.

Jüngstes Beispiel: Einweisung nach Messerattacke

Jüngstes Beispiel für eine Einweisung in eine geschlossene Anstalt ist ein 61-Jähriger, der im vergangenen Sommer eine Messerattacke in einem Regionalzug bei Sulz verübt hat und vergangene Woche vor Gericht für unzurechnungsfähig erklärt worden ist. Da er damit nicht als schuldfähig eingestuft ist, wurde der Mann in eine geschlossene psychiatrische Anstalt eingeliefert mehr dazu in: Nach Zugattacke: Messerstecher wird eingewiesen.

Chefarzt: Vorteile durch relativ kleine Abteilung

Das häufigsten Krankheitsbilder in der geschlossenen Psychiatrie sind laut Di Pauli paranoide Schizophrenie und Persönlichkeitsstörungen. Bei der Behandlung wird unter anderem auf Medikamente, psychologische Gespräche sowie Sporttherapien gesetzt.

Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist die Abteilung in Vorarlberg verhältnismäßig klein. Für den Chefarzt ist das ein Vorteil: „Wir haben eine gute Übersicht und können eng mit anderen Institutionen wie Lebenshilfe oder aks zusammenarbeiten, welche die Patienten dann auch nachbetreuen.“ Das führe dazu, dass das LKH Rankweil von den Zahlen her sehr gut sei - und „wir, was die Wiedereingliederung angeht, die besten Zahlen in Österreich haben“, sagt Di Pauli.

Mehr Platz wird benötigt

Trotzdem werde der Platz immer enger, so Di Pauli. Ein kürzlich erfolgter Umbau habe bereits Entlastung gebracht. Auch ein Neubau sei am LKH Rankweil angedacht, einen konkreten Zeitplan dafür gebe es aber noch nicht.

Wie lange eine betroffene Person in Rankweil behandelt wird, ist laut Di Pauli von Fall zu Fall verschieden. Das variiere von Monaten bis hin zu mehreren Jahren. Wie die Einweisung wird auch die Entlassung von Personen, die als unzurechnungsfähig gelten, vom Gericht bestimmt.

Haller: Zunächst in ungefährlichen Zustand bringen

Bis ein Patient entlassen wird, müssen laut Gerichtspsychiater Reinhard Haller gewisse Bedingungen erfüllt sein. Man versuche zunächst, die Basisstörung zu behandeln, und den Menschen in einen Zustand zu bringen, in dem er nicht mehr gefährlich sei. „Dazu ist oft eine längere Behandlung im geschlossenen Bereich nötig - bei Tötungsdelikten dauert das durchschnittlich sieben bis acht Jahre, bei anderen Verbrechen zwei bis drei Jahre“, so Haller.

Mehr Patienten - aber weniger schwere Delikte

Am LKH Rankweil habe die Zahl der vom Gericht eingewiesenen Personen in den vergangenen Jahren zugenommen, sagt Chefarzt Jan Di Pauli. Das bedeute aber nicht, dass die Gefährlichkeit zunehme - sondern das Anzeigeverhalten nehme zu und die Bereitschaft des Gerichts, zuzuweisen, betont Di Pauli: „So kann man sagen, dass diese Zunahme zurückzuführen ist auf leichtere Straftaten wie Nötigung oder gefährliche Drohung, aber nicht auf schwerere Straftaten wie schwere Körperverletzung.“

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Im Beitrag zu Wort kommen: Gerald El-Noweim (Stationsleiter im LKH Rankweil), Chefarzt Jan Di Pauli und Gerichtspsychiater Reinhard Haller.