Neuer Anlauf für Gemeinsame Schule
„Wir haben die Lösung noch nicht am Tisch, aber es ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung“, kommentiert Markus Wallner den neuen Vorschlag an die Grünen. Laut Landeshauptmann kommt nun wieder Bewegung in die Bildungsreform. Das gelte für die Frage der Gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen ebenso wie für die Einführung der geplanten Bildungsdirektionen und Schulcluster.
Mehr Schulautonomie würde Wallner auch in Vorarlberg begrüßen. Der Landeshauptmann hofft nun auf eine rasche Zustimmung der Grünen und dass es noch vor der Sommerpause zu einer Beschlussfassung im Parlament kommt.
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Nun geht es also doch. Die ÖVP hat dem Bildungsreformpaket mit der Möglichkeit einer Modellregion für die gemeinsame Schule zugestimmt. Die Umsetzung ist aber ohne Befürwortung der Eltern und Lehrer nicht möglich.
Eltern und Lehrer müssen zustimmen
Laut dem neuen Vorschlag können bundesweit bis zu 15 Prozent aller Schulen die gemeinsame Schule erproben. Pro Bundesland dürfen jedoch nicht mehr als 5.000 AHS-Unterstufenschüler betroffen sein. Das würde eine Modellregion in Vorarlberg mit seinen knapp 4.000 AHS-Unterstufenschülern ermöglichen.
Es dürfen aber nur Schulen in Modellregionen einbezogen werden, wenn eine Mehrheit der Eltern und eine Mehrheit der Lehrer am Standort zustimmen. Das sei auch wichtig, betont Wallner. Man könne nicht die Lehrer oder die Eltern überfahren. Stattdessen brauche es eine behutsame und vernünftige Entwicklung, wie sie derzeit in Vorarlberg im Gange sei.
ÖAAB: Viele Kritikpunkte bleiben
Der Landesverband der Elternvereine befürwortet die Modellregion Gemeinsame Schule Vorarlberg. Es sei jetzt aber viel Aufklärungsarbeit notwendig, so Mario Waldner, Vorsitzender des Landeselternverbandes. Wenn einzelne Schulstandorte ausscheren und sich der Modellregion nicht anschließen, sei die Modellregion hinfällig.
Für Wolfgang Türtscher, den Obmann der ÖAAB-Lehrerinnen und Lehrer in Vorarlberg, ist die notwendige Zustimmung von Eltern und Lehrer erfreulich. An den Standorten der Gymnasialunterstufe gibt es derzeit aus Türtschers Sicht keine einhellige Unterstützung für die Gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen. Das liege unter anderem daran, dass das Gymnasium in seiner jetzigen Form akzeptiert werde.
Kritik übt der ÖAAB-Obmann an den geplanten Bildungsdirektionen bleibe jedoch aufrecht. Diese seien hauptsächlich da, um die Länder zu entmachten. Auch andere Probleme bleiben laut Türtscher ungelöst. „Es gibt nicht mehr Geld für die Frühförderung, es gibt kein Unterstützungspersonal für die Pflichtschulen, die sprachliche Förderung der stark steigenden Zahl der Schüler, deren Muttersprache nicht Deutsch ist, kommt zu kurz“, kritisiert der ÖAAB-Obmann.
Auch Witzemann sieht keine Mehrheit
Willi Witzemann, Vorsitzender des Zentralausschusses der Vorarlberger Pflichtschullehrer, geht ebenfalls nicht von einer Mehrheit aus. Somit könnten einzelne Schulstandorte, die bei der Umsetzung der Gemeinsamen Schule nicht mitmachen, die gesamte Modellregion für Vorarlberg zu Fall bringen. Witzemann sieht daher vor allem die ÖVP und Landeshauptmann Wallner in der Pflicht, bei Lehrer- und Elternvertretern für Zustimmung zur Modellregion zu werben.
Walser: „Noch keine Details bekannt“
Den Grünen sind laut Bildungssprecher Harald Walser noch keine Details aus dem neuen Vorschlag zur Schulautonomie bekannt. Der Entwurf liege seiner Partei noch nicht vor. Walser missfällt zudem, dass die Regierung den neuen Vorschlag über die Medien und nicht am Verhandlungstisch kommuniziert habe.
„Die Eckpunkte sind eigentlich seit Wochen klar. Die Einigung gab es bereits vor zehn Tagen. Dann hat die ÖVP einen Rückzug gemacht und ging - was die Verhandlungen anging - auf Tauchstation. Seither haben wir offiziell nichts mehr gehört. Ich hoffe, das wird heute anders“, so Walser Montagfrüh im Ö1-Interview. Wenn dem so sei, könne man ab Dienstag an den Verhandlungstisch zurückkehren und die Sache zügig abschließen.
Zähes Ringen um Zweidrittelmehrheit
Die Verhandlungen über das Schulautonomiepaket waren zuletzt ins Stocken geraten. Landeshauptmann Wallner wurde von der Opposition in Vorarlberg scharf kritisiert - mehr dazu in Dämpfer für Modellregion - Wallner in der Kritik.
Für die Verabschiedung des Schulautonomiepakets ist eine Zweidrittelmehrheit im Nationalrat und somit neben den Stimmen der Regierungsparteien auch jene der Grünen oder der FPÖ nötig. Die Grünen verlangten dafür unter anderem die gesetzliche Ermöglichung einer Modellregion zur Gesamtschule in Vorarlberg.