„Befinden uns in einem Herbst der Demokratie“

Autorin Yvonne Hofstetter warnte im „Vorarlberg heute“-Studiogespräch am Donnerstag vor den negativen Folgen der Digitalisierung. Sie gefährde die Demokratie, wie wir sie kennen.

„Wir befinden uns sicher in einem Herbst der Demokratie“, sagte Hofstetter. Demokratie basiere nämlich auf den Grund- und Freiheitsrechten des Einzelnen. „Und wenn wir sehen, wie sich die Digitalisierung vollzieht, sehen wir viele Konflikte der Digitalisierung mit unseren Grundrechten.“

Es gehe dabei nämlich darum, Profile von den Nutzern zu erstellen - Persönlichkeitsprofile oder Verhaltensprofile - die dann bei Technologiekonzernen landen würden. „Die wissen, welche Knöpfe man bei uns drehen muss, um uns in gewisser Art und Weise zu beeinflussen.“

Wählerbeeinflussung via Social Media

In der Werbung werden die von Hofstetter genannten Technologien schon länger eingesetzt - so bekommt man als Nutzer bei bestimmten Onlineanbietern oder sozialen Medien genau jene Angebote eingeblendet, die zu vorherigen Suchanfragen passen. Langsam würde sich das aber beim Werben um die Gunst der Wähler auswirken, sagte Hofstetter.

Gesehen hat man das vor allem im amerikanischen Wahlkampf im vorigen Jahr, als sogenannte Social Bots eingesetzt wurden - also Computerprogramme, die vortäuschen, echte Menschen zu sein und auf diese Weise beeinflussend wirken.

Unvorhersehbares System

Hofstetter zieht daraus die Schlussfolgerung, dass Wahlergebnisse in der Zukunft immer schwerer vorauszusagen sein werden. Durch die Vernetzung von allem mit allem entstehe ein komplexes System, das chaotisch und nicht vorhersehbar sei.

Kritisch sieht Hofstetter auch, dass sich viele Menschen mittlerweile über soziale Medien informieren: „Wir können uns in sozialen Netzwerken nicht über die Wirklichkeit informieren.“ In den sozialen Medien bekommen wir tatsächlich nur angezeigt, was aufgrund unseres bisherigen Nutzungsverhaltens bzw. des Verhaltens anderer, uns naher Nutzer, als relevant eingestuft wird. Dadurch ergebe sich eine fragmentierte Gesellschaft, die in Einzelmeinungen zersplittert sei, sagt Hofstetter. Ein Gespräch über die Wirklichkeit sei dann nicht mehr möglich.