Weniger Wohnungen zwangsgeräumt
Fast immer sind es hohe Mietpreise und Geldprobleme, die zu Räumungsverfahren führen, sagt die Leiterin der Delogierungsprävention beim ifs, Heidi Lorenzi. Hohe Mieten, vor allem bei Privatvermietern, würden auch viele Menschen treffen, die arbeiten und eigenes Geld verdienen. Rund 75 Prozent der Haushalte, die das ifs im vergangenen Jahr begleitet und beraten habe, beziehe einen Lohn, eine AMS-Leistung oder eine Pension.
Prävention bei Vermietern bekannt machen
Daher werde man nun verstärkt versuchen, die Delogierungsprävention auch bei den Privatvermietern bekannter zu machen. Ziel sei es, zufriedenstellende Lösungen für Mieter und Vermieter zu finden. Und das sei im Vorjahr oft gelungen, sagt Lorenzi: „Die Entwicklung war erfreulich, wir konnten wieder mehr Haushalte erreichen - 278 Haushalte haben wir betreut.“ Davon konnte laut Lorenzi bei 87 Prozent der Wohnraum erhalten werden oder vor der Delogierung ein günstigerer Wohnraum gefunden werden.
Fast die Hälfte sucht selbst Kontakt
Fast die Hälfte der Klienten hat selbst den Kontakt mit den Betreuungsstellen gesucht. Jeder fünfte Klient wurde durch gemeinnützige Wohnbauträger vermittelt. Auch von Gemeinden werden immer wieder Betroffene genannt. Je früher sich die Mieter beraten lassen, desto höher sei auch die Chance auf ein gutes Ergebnis, sagt Lorenzi.
Vor allem mit den gemeinnützigen Wohnbauträgern funktioniere die Zusammenarbeit gut. Sehr positiv sei auch, dass nun mehr leistbarer Wohnraum entstehe. „Nichtsdestotrotz begrüßen wir die Wohnbauoffensive“, so Lorenzi. Dadurch seien 750 Wohnungen geplant - davon 150 im Sonderwohnbauprogramm, die sehr schnell errichtet werden können. Wünschenswert wäre aber auch, mehr Sozialarbeiter für den direkten Kontakt mit den betroffenen Mietern zu haben, so Lorenzi.
Trendumkehr durch Mindestsicherungskürzung?
Für die nächsten Jahre zeigt sich Lorenzi weniger optimistisch. Die Kürzungen des Landes Vorarlberg bei der Mindestsicherung dürften negative Auswirkungen haben, sagt sie: „Wir befürchten stark, dass die Räumungsverfahren steigen werden, dass die Delogierungen steigen werden mit diesen geplanten Kürzungen von den Wohnbedarfen“, so Lorenzi. Mit den neuen Höchstsätzen sei zu befürchten, dass die Mieten sowohl im privaten wie auch - abhängig von der Wohnungsgröße - im gemeinnützigen Bereich nicht mehr bezahlt werden können.
Außerdem gebe es auch keinen Rechtsanspruch auf Übernahme von Mietrückständen mehr, sagt Lorenzi. Die Kürzungen durch das Land Vorarlberg treten mit Juli in Kraft. Seitens des Landes wird argumentiert, man decke immer noch vergleichsweise hohe Wohnkosten ab.
Räumungs- und Kündigungsstatistik für Vorarlberg
(Quelle: Delogierungsprävention des ifs)
Jahr/ Verfahren/ Räumungen
2005 / 1.089/ 175
2010/ 785/ 157
2014/ 701/ 142
2015/ 723/ 140
2016/ 691/ 132
278 Fälle wurden von der Delogierungsprävention 2016 bearbeitet und abgeschlossen:
Davon Wohnungssicherung: 200
Wohnungswechsel: 42
Delogierung: 28
ohne Rückmeldung: 8
Finanzielle Situation der Klienten:
AMS-Bezug: 128
Lohn: 100
Sozialhilfe: 60
Unterhalt: 26
Rechtlicher Kündigungsgrund:
Mietrückstand: 244
Verhalten: 13
Nachteiliger Gebrauch der Wohnung: 4
Sozialer Kündigungsgrund:
Finanzielle Probleme: 185
Schulden: 88
Arbeitslosigkeit: 75
Krankheit/Sucht: 57
Informationsmangel über Sozialleistungen: 51