Ende der Strompreiszone: Kaum Folgen erwartet

In gut einem Jahr wird die gemeinsame Strompreiszone zwischen Deutschland und Österreich beendet. Nach Einschätzung von Experten werden die Preise aber - anders als zunächst befürchtet - kaum steigen. Grund ist ein Kompromiss.

Der sogenannnte frei handelbare Spitzenstrom zwischen Deutschland und Österreich sollte ursprünglich auf 4,5 Gigawatt eingeschränkt werden. Wirtschaft und Industrie befürchteten, dass der Strompreis aufgrund dieser Verknappung um bis zu 20 Prozent steigen könnte. Seit kurzem liegt aber ein Kompromiss auf dem Tisch, der eine Verteuerung in diesem Maß verhindert.

Tittler: Auch in Zukunft beträchtliche Kapazität

Laut Marco Tittler, Leiter der Wirtschaftspolitik in der Wirtschaftskammer, gibt es mit 4.900 Megawatt auch in Zukunft eine beträchtliche Kapazität, um den Spitzenstrombedarf abzudecken. Die Kapazität in dieser Höhe erscheine zumindest auf den ersten Blick verschmerzbar, so Tittler. Eine Preissteigerung, die für den Wirtschaftsstandort Auswirkungen habe, sollte es nicht geben, betont Tittler.

E-Control: Enge Bindung an Süddeutschland

Bei der E-Control in Wien, wo man die Einigung mit den deutschen Behörden verhandelt hat, zeigt man sich noch entspannter. Auch mit dem Ende der gemeinsamen Preiszone ab 2018 werde es einen beträchtlichen Stromhandel geben. E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch betont, dass Vorarlberg bei der Stromversorgung immer schon eng an Deutschland angebunden war. Er erwarte keine spürbaren Preissteigerungen für Wirtschaft oder Privatkunden.

Grundsätzlich gegen Ende der Preiszone

Als bedauerlich bezeichnen Urbantschitsch und die Wirtschaftskammer Vorarlberg die grundsätzliche Entscheidung, die Preiszone aufzuheben. Dies sei ein Rückschritt im Streben nach einem gemeinsamen Energiemarkt in Europa. Entsprechende rechtliche Schritte gegen die Entscheidung wurden von der E-Control bereits eingebracht, auch Vorarlberg hat eine Klage beim Europäischen Gerichtshof eingebracht - mehr dazu in: Vorarlberg kämpft in Brüssel für Strompreiszone.

Hintergrund: Die gemeinsame Strompreiszone

Seit dem Jahr 2002 gibt es eine gemeinsame Strompreiszone zwischen Österreich und Deutschland. Innerhalb dieser Zone kann Strom über die Grenzen ohne Einschränkungen geliefert werden. Laut Experten hat Österreich den größten Vorteil. Es kann hochsubventionierte Windenergie aus dem Norden Deutschlands billig importieren.

Der Stromtransport der vergleichsweise günstigen erneuerbaren Energie aus dem Norden Deutschlands belastet zunehmend die Stromleitungen Polens und der Tschechischen Republik. Nach einer Beschwerde des polnischen und des tschechischen Regulators hatte sich die Europäische Agentur für die Zusammenarbeit der Energieregulierungsbehörden (ACER) für die Teilung der Strompreiszone ausgesprochen.

Auf diese Initiative hin hat die deutsche Bundesnetzagentur beschlossen, die einheitliche Strompreiszone Deutschland-Österreich aufzulösen und eine sogenannte Engpassbewirtschaftung einzuführen - umgesetzt werden soll das zum Winter 2018/2019. Das bedeutet eine Begrenzung des Stromflusses nach Österreich.