Ein Jahr nach Amoklauf: Gedenkfahrt für Opfer

Bei einem Amoklauf sind im Vorjahr in Nenzing zwei Personen getötet und 12 verletzt worden. Der Täter richtete sich im Anschluss selbst. Ein Jahr nach der Tat sind immer noch Fragen offen. Rund 600 Biker nahmen am Samstag an einer Gedenkfahrt von Frastanz nach Nenzing teil.

Nicht nur in der Gemeinde Nenzing ist der Amoklauf vom 22. Mai 2016 ein Jahr später noch ein großes Thema. „Da sind eine Kraft und eine Solidarität erwachsen, die man so nicht für möglich gehalten hätte“, sagte Bürgermeister Florian Kasseroler (FPÖ) der APA. In den letzten Monaten gab es immer wieder Charity-Veranstaltungen für einen Mann, der seit dem Vorfall vom Hals abwärts gelähmt ist.

Im Gedenken an die Opfer nahmen am Samstag laut Polizeiangaben rund 600 Biker aus Vorarlberg und dem Ausland nahmen an einer Fahrt von Frastanz nach Nenzing teil. Zum zweiten Mal - denn kurz nach dem Amoklauf hatten sich bereits 1.500 Vorarlberger Biker zu einer „Fahrt gegen die Gewalt“ aufgemacht.

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Im „Vorarlberg heute“-Beitrag zu Wort kommen: Ulrike Fröhle (Sulz), Michael Tiefenthaler (Nenzing), Kurt Battlogg (Thüringen) und Dietmar Halbeisen vom Motorradclub „The Lords“.

Ziellos in Menge geschossen

Die Meldung schockte Vorarlberg und sorgte auch international für Schlagzeilen: In der Nacht auf den 22. Mai 2016 geriet ein 27-Jähriger auf dem Fest eines Motorradklubs in Nenzing in Streit mit seiner Freundin. Der Mann fuhr laut den polizeilichen Ermittlungen heim und besorgte sich zwei nachgebaute Kalaschnikows. Einige Stunden später kehrte er zum Fest zurück, es folgte eine weitere Auseinandersetzung.

Der 27-Jährige ging zu seinem Auto, holte die Gewehre und begann damit, ziellos in die Menge zu schießen. Ein 48-jähriger Mann aus Nenzing und ein 33-jähriger Lustenauer verloren ihr Leben, zwölf weitere Menschen wurden verletzt. Mehrere Mitglieder des Motorradklubs „The Lords“ gingen schließlich auf den Mann zu und suchten das Gespräch. Schließlich tötete sich der achtfach Vorbestrafte mit einem Schuss in den Mund selbst.

Woher stammten die Waffen?

Knapp ein Jahr nach den Geschehnissen gibt es immer noch offene Fragen. Unklar ist, woher die beiden Waffen stammten, mit denen der 27-Jährige in die Menge feuerte. Die Ermittlungen seien zwar abgeschlossen, eine Anklage habe aber es nicht gegeben, sagte Heinz Rusch, Sprecher der Staatsanwaltschaft Feldkirch, der APA.

Kontrolle immer noch schwierig

Auch die gewünschten Maßnahmen in der Gesetzgebung blieben aus. Gegen den 27-jährigen Amokläufer bestand seit 2004 ein Waffenverbot, trotzdem hatte er zwei illegale Waffen zuhause. Das veranlasste die Parteien im Rechtsausschuss des Vorarlberger Landtags zwar dazu, die Landesregierung aufzufordern, sie möge sich beim Bund für bessere Kontrollmöglichkeiten bei Waffenverboten einsetzen - bislang kann die Polizei präventiv nämlich fast gar nicht tätig werden. Danach tat sich aber wenig.

Ob eine Verschärfung überhaupt Unglücke wie jenes in Nenzing verhindern könnte, ist indes fraglich. Chefermittler Norbert Schwendinger sagte gegenüber der APA, er würde entsprechende Maßnahmen begrüßen. Aber: „Nur weil einer ein Waffenverbot hat, kann man nicht alle drei bis vier Wochen bei ihm anklopfen und kontrollieren.“ Das gehe an der Realität vorbei.