Gewerkschafter vor der Wahl im Clinch

Im ÖGB Vorarlberg rumort es kurz vor der Wahl am kommenden Dienstag: Herausforderer Klaus Bitsche hält die Wahl für undemokratisch. Der langjährige ÖGB-Vorsitzende Norbert Loacker hält dagegen.

Insgesamt 129 Delegierte sind bei der ÖGB-Landeskonferenz am Dienstag wahlberechtigt. Nach derzeitigem Stand stellen die Sozialdemokratischen Gewerkschafter (FSG) mit 65 Stimmen die Mehrheit, die Christlichen Gewerkschafter (FCG) halten bei 62 Delegierten. Die übrigen beiden Delegierten gehören den Unabhängigen (Auge/UG) an.

Bitsche sieht hält Wahl für undemokratisch

Wenige Tage vor der Wahl gehen jetzt die Wogen hoch. FCG-Gewerkschafter und Herausforderer Klaus Bitsche geißelt die Wahl als undemokratisch. In einigen der sieben Fachgewerkschaften, die Delegierte zur Landeskonferenz entsenden, gebe es Unstimmigkeiten bei der Delegiertenzahl. Laut den Kräfteverhältnissen in diesen Fachgewerkschaften müsste die FCG mehr Delegierte bekommen, so das Argument von Bitsche.

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Gewerkschaftsclinch vor der Wahl

Im Beitrag sehen Sie: Klaus Bitsche, FCG-Vorsitzender; Norbert Loacker, ÖGB-Vorsitzender, FSG

Er hoffe jetzt, „dass wir die Demokratie wiederherstellen können und dementsprechend auch gerechtfertigt in diese ÖGB-Landeskonferenz gehen.“

Loacker: „Stehe weit über den Parteien“

Norbert Loacker, seit 1995 ÖGB-Vorsitzender, widerspricht: „Für mich gelten die Interessen der Mitglieder, der Beschäftigten, ausschließlich. Ich stehe weit über allen Parteien, das habe ich immer wieder bewiesen.“ Die Kritik an der Wahl führt er auf einige Scharfmacher zurück, Bitsche selbst kann er nichts vorwerfen.

Auch Bitsche verliert kein böses Wort über Loacker, hält aber dagegen: „Aufgrund dessen, dass die Zusammensetzung der Fachgewerkschaften jetzt in Richtung christlicher Gedanke geht, bin ich der Meinung, dass auch in diesem Zusammenhang der Vorsitz an diese Gruppierung übergehen sollte.“

Déjà vu bei Loacker

Für Loacker sind Streitigkeiten dieser Art freilich nicht neu. Bei seinem Amtsantritt vor 22 Jahren gab es einen ähnlichen Machtkampf. Damals forderten die Christgewerkschafter zwei Vizepräsidenten. Schließlich verließ die FCG die Konferenz, die FSG stimmte alleine ab, Loacker gewann. „Es ist unter denselben Vorzeichen, dass zwei, drei parteipolitisch reinhetzen. Ich lasse mich keine Sekunde auf das ein“, sagt Loacker.

Was das Programm angeht, gibt sich Bitsche zurückhaltender als Loacker. „Die Themen sind vielfältig, das kann ich Ihnen versprechen“, sagt er. Alles Weitere erfahre man, wenn er den ÖGB-Vorsitz übernehme. Loacker wartet hingegen mit den üblichen Verdächtigen auf: steuerliche Entlastung, gerechtere Lohnpolitik, Anhebung der Mindestlöhne und die sofortige Abschaffung der kalten Progression nennt er als seine Schwerpunkte.