Weniger Vorarlberger armutsgefährdet?

73.000 Vorarlberger sind armutsgefährdet, das sind mehr als 18 Prozent. Die Tendenz ist laut Statistik Austria rückläufig. Für den Sprecher der Armutskonferenz Vorarlberg, Michael Diettrich, ist das aber nicht nachvollziehbar.

Wer in Österreich weniger als 1.185 Euro netto verdient und in einem Single-Haushalt lebt, gilt als armutsgefährdet. Bundesweit trifft das laut Statistik Austria derzeit auf 14 Prozent der Bevölkerung zu. In Vorarlberg sind es 18 Prozent.

Allerdings: Für Vorarlberg sei dieses Ergebnis mit Vorsicht zu betrachten, da aufgrund der verhältnismäßig wenigen befragten Haushalte eine Schwankungsbreite von bis zu sieben Prozent möglich sei. Die Tendenz der rückläufigen Armutsgefährdung treffe aber auch in Vorarlberg zu, heißt es bei der Statistik Austria.

Armuts-Konferenz: Kein Rückgang spürbar

Laut Michael Diettrich, dem Sprecher der Armutskonferenz, seien diese Zahlen nicht aussagekräftig genug. Die Statistik Austria beziehe sich auf einen Rückgang seit der Wirtschaftskrise 2008/09, damals seien besonders viele Menschen armutsgefährdet gewesen. Das sich seither ein Positivtrend bemerkbar mache, sei kein Wunder, so Diettrich.

„Armutsschwelle rein statistisch“

Die Armutsschwelle werde nur an den Einkommen gemessen, ob das reiche, um den Lebensunterhalt zu decken, danach werde nicht gefragt, so Diettrich im ORF Vorarlberg-Interview. Diettrich sehe das auch in seiner Funktion als Geschäftsführer des Vereins DOWAS, Durchgangsort für Wohnungs- und Arbeitssuchende in Bregenz. Hier habe man seit 2008 einen deutlichen Anstieg an Klienten verbucht. Deshalb könne man von einem allgemeinen Rückgang der Armutsgefährdung nicht sprechen.

Diettrich: Nicht nur auf die Ärmsten konzentrieren

Um die Armut in Vorarlberg zu bekämpfen müsse sich die Politik nicht nur auf die Ärmsten der Armen konzentrieren, sondern auf den weitaus größeren Teil jener, die ebenfalls jeden Cent dreimal umdrehen müssten. Konkret spricht Diettrich davon, in puncto Einkommen die untersten 40 Prozent in den Fokus zu rücken.

Das würde auch die OECD - die Organisation für wirtschafliche Zusammenarbeit und Entwicklung - empfehlen. Außerdem kritisiert Diettrich einmal mehr die Neugestaltung der Mindestsicherung, vor allem die Kürzung der Wohnkosten-Zuschüsse.