Bilanz: Schnee war heuer besonders heimtückisch

Vier Lawinentote sind in Vorarlberg im heurigen Winter zu beklagen. Damit liegt die Opfer-Bilanz bei Lawinenabgängen über dem Schnitt der vergangenen fünf Jahre. Vielfach wird die Lawinengefahr schlichtweg unterschätzt.

18 Lawinenereignisse mit Personenbeteiligung wurden heuer registriert, heißt es in der vorläufigen Bilanz des Lawinenwarndienstes. Mit ein Grund war heuer der schlechte Schneedeckenaufbau. Dieser war besonders heimtückisch, selbst für routinierte Wintersportler, sagt Andreas Pecl vom Lawinenwarndienst des Landes. Auf die Altschneedecke vom November hat es nach einer langen Schönwetterperiode erst im Jänner richtig drauf geschneit - eine ungünstige Kombination, so Pecl.

Gefahr vielfach auch für Profis nicht erkennbar

Auch die folgenden Wintereinbrüche waren meist von starkem Wind begleitet. Der Triebschnee hat sich mit der schlechten Altschnee-Oberfläche nicht verbinden können. Eine Gefahr, die auch für routinierte Wintersportler schwer zu sehen ist, sagt Pecl. So stecke das sogenannte Altschnee-Problem in der Schneedecke drinnen, auch Profis würden das nicht sehen und könnten die Situation dadurch nur schwer einschätzen.

Warnstufen werden mit Schulnoten verglichen

Vier Wintersportler sind bei Lawinenabgängen ums Leben gekommen, weitere vier wurden verletzt. Auffallend ist laut Pecl, dass in den letzten Jahren fast zwei Drittel der Unfälle bei Lawinenwarnstufe drei auf der fünfteiligen Skala passiert sind. Pecl erklärt dies damit, dass viele die Gefahrenstufen bei Lawinen mit Schulnoten vergleichen würden. Der Dreier liege dort in der Mitte, und etwas Mittelmäßiges sei in dem Sinn ja nicht schlecht. Jedoch handelt es sich bei der Lawinenwarnstufe drei um eine erhebliche Lawinengefahr, die auf keinen Fall unterschätzt werden darf. Denn schon ein einzelner Wintersportler kann hier eine Lawine auslösen. Auffallend waren heuer auch die späten Wintereinbrüche bis Anfang Mai, die die Lawinensituation aufs Neue gefährlich gemacht haben, sagt Pecl - mehr dazu in: Warnstufe 3: Weiterhin erhebliche Lawinengefahr.

Tourengeher wird von Lawine mitgerissen

Am Samstag wurde ein Tourengeher in Tschagguns von einer Lawine rund 250 Meter mitgerissen. Der Mann konnte jedoch zuvor noch seine Tourenski abschnallen und somit auf der Lawine schwimmen. Er wurde leicht verletzt. Seine zwei Begleiter wurden von dem Schneebrett nicht erfasst und konnten einen Notruf absetzen - mehr dazu in: Tourengeher wird von Lawine mitgerissen.