Liechtensteiner Privatklinik setzt auf Vorarlberger

Die Liechtensteiner Privatklinik „Medicnova“ in Bendern hat laut Wirtschaftspresseagentur kürzlich mit allen österreichischen Zusatz-Versicherern einen Vertrag abgeschlossen. Damit will man Vorarlberger Privatpatienten über die Grenze locken.

Per 1. März 2017 habe die Privatklinik Vereinbarungen mit sämtlichen privaten Krankenzusatzversicherern in Österreich abgeschlossen, berichtet die Wirtschaftspresseagentur. Die Verhandlungen seien zentral über den Versicherungsverband Österreich (VVO) gelaufen.

Erste Vereinbarung mit ausländischer Einrichtung

Ist mit der Versicherung eine „Österreich-Deckung“ vereinbart, kann sich der Versicherte von seinem Arzt in Liechtenstein operieren lassen, wenn dieser eine Vereinbarung mit Medicnova hat, erklärt Arzt und Medicnova-Co-Investor Wolfgang Mayer. Es ist dies das erste Mal, dass der Versicherungsverband Österreich (VVO) eine Vereinbarung mit einer ausländischen Einrichtung abgeschlossen hat.

Gegenwärtig habe Medicnova Verträge mit 15 Belegärzten vor allem aus der Schweiz, Liechtenstein und Vorarlberg, aber auch aus anderen Staaten, erklärt Mayer. Allein aus Vorarlberg kämen sechs Ärzte aus verschiedenen Bereichen, die eine Ordination in Vorarlberg betreiben und ihre Privatpatienten jetzt auf Wunsch in Liechtenstein selbst operieren können.

KHBG sieht Lage gelassen

Gerald Fleisch, Geschäftsführer der Vorarlberger Krankenhaus-Betriebsgesellschaft (KHBG), sieht die Entwicklung entspannt. Die öffentlichen Krankenhäuser in Vorarlberg böten ein umfassendes medizinisches Angebot auf höchstem Niveau, so Fleisch. "Dieses System funktioniert auch deshalb so gut, weil gerade in Vorarlberg, im Gegensatz zu vielen anderen Regionen, keine Privatkliniken in größerem Umfang ein „Rosinenpicken" betreiben.“

Die Liechtensteiner Klinik mit ihren 32 Betten und zwei OP-Sälen sei kaum eine Konkurrenz. Man biete in Vorarlberger Krankenhäusern „für allgemein Versicherte und für Privatpatienten eine hervorragende Medizin“ an.

Geld könnte Vorarlberg verloren gehen

Belegärzte gibt es an den Vorarlberger Krankenhäusern kaum noch, stattdessen gebe es für niedergelassene Ärzte die Möglichkeit, im Rahmen einer Teilzeitbeschäftigung ihre Privatpatienten in den Krankenhäusern zu operieren. Dafür seien sie auch voll in der Abteilung integriert, auch im Dienstrad, so Fleisch. Sehr viele solche Ärzte gibt es nicht.

Sollte Medicnova dauerhaft erfolgreich sein, könnte dem Vorarlberger Gesundheitswesen dadurch einiges Geld verloren gehen: Markus Stadelmann, Vorarlberg-Direktor von UNIQA, Martkführer bei Krankenzusatzversicherungen, verweist darauf, dass allein die UNIQA Versicherung 2016 in Vorarlberg 41,7 Millionen Euro im Rahmen der Krankenzusatzversicherungen für die Behandlung von Privatpatienten in das Gesundheitssystem einbezahlt habe, mehr oder weniger zu gleichen Teilen an niedergelassene Ärzte und an Krankenhäuser.

Eröffnung im Jänner 2017

Mitte Jänner 2017 hat im benachbarten Gamprin-Bendern (FL) die Privatklinik Medicnova eröffnet. Rund 50 Millionen Schweizer Franken haben Investoren und Ärzte investiert, berichtet Mayer. Von den schon von Beginn an beteiligten acht Ärzten habe die Hälfte Vorarlberger Wurzeln. Die neue Privatklinik hat 55 Mitarbeiter, rund ein Drittel davon Vorarlberger.

Angeboten werden derzeit Behandlungen aus den Bereichen Anästhesiologie, Gefäßchirurgie, Kardiologie, Orthopädische Chirurgie und Traumatologie, plastisch-ästhetisch- sowie rekonstruktive Chirurgie und Urologie.