Testamentsprozess - fünf Jahre danach
Jahrelang haben Gerichtsmitarbeiter in Vorarlberg systematisch Testamente gefälscht. Zehn Angeklagte, davon fünf Justizmitarbeiter, mussten sich vor dem Landesgericht in Salzburg verantworten. Alle Angeklagten wurden rechtskräftig verurteilt, die letzten im Jahr 2015.
ORF/ Michael Hufnagl
Prominenteste Verurteilte: Richterin Kornelia Ratz
Fast alle Verurteilten haben inzwischen ihre Strafen vollständig verbüßt. Unter anderem auch die prominenteste Verurteilte, Richterin Kornelia Ratz. Sie musste als einzige der Hauptangeklagten nicht ins Gefängnis. Den unbedingten Teil ihrer Haftstrafe, zehn Monate, saß sie zu Hause mit einer Fußfessel ab. Mit der Verurteilung hat sie ihr Amt als Richterin und ihren Anspruch auf eine Richter-Pension verloren. Jetzt arbeitet sie als Juristin in einer Anwaltskanzlei.
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Fußfessel als Strafe
Auch die meisten anderen Angeklagten konnten ihre Strafen mit einer Fußfessel zu Hause absitzen. Am längsten im Gefängnis war der Hauptangeklagte Jürgen H., der ein umfassendes Geständnis ablegte. Er fasste sieben Jahre Haft aus und bekam die Fußfessel erst nach über vier Jahren - er muss sie noch bis August tragen.
Was wurde aus den Grundstücken?
Was ist aus den vielen abgezweigten Grundstücken geworden? Fast alle wurden inzwischen verkauft, und die geprellten Erben haben - anteilsmäßig - das Geld ausbezahlt bekommen. So zum Beispiel im Fall Ratz/Mutschler. Auf den Grundstücken in Lustenau steht heute eine Wohnanlage.
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Immer noch falsche Besitzer
Probleme gibt es aber immer noch beim Verwerten der abgezweigten landwirtschaftlichen Grundstücke. In diesen Fällen gibt es besonders komplizierte gesetzliche Bestimmungen. Zudem sind sich die Erben untereinander nicht einig. Einige abgezweigte landwirtschaftliche Grundstücke sind daher noch immer im Besitz der falschen Erben.
Verurteilte prozessieren gegeneinander
In einem Fall prozessieren zwei Verurteilte gegeneinander. Kornelia Ratz und der pensionierte Gerichtsbedienstete Walter M. streiten vor Gericht darüber, wer in welchem Ausmaß für die Entschädigungszahlungen an die geprellten Erben aufkommen muss. Die nächste Verhandlung ist für Juni anberaumt. Laut Anwälten streben derzeit beide Seiten eine einvernehmliche Lösung an.