Autist überzeugt als Zerspanungstechniker
Das Asperger-Syndrom ist eine milde Form des Autismus. Menschen, die daran leiden, weisen oft Schwächen im sozialen Bereich auf und verfolgen stereotype Interessen und Aktivitäten. (Quelle: Wikipedia)
Arbeiten auf Hundertstel Millimeter genau - das ist die Stärke von Stefan Eisele. Dass er heute als Zerspanungstechniker arbeiten kann, verdankt er dem Mut der Firma Witzemann und Fritz in Lustenau. Nach anfänglicher Skepsis wurde schließlich entschieden, dem jungen Mann mit Asperger-Syndrom eine Chance zu geben.
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Ausschlaggebend sei schon der erste Auftritt bei der Schnupperlehre gewesen, sagt Betriebsleiter Andreas Rudigier: „Wir gaben ihm dann eine Aufgabe, die an und für sich für einen Schnupperlehrling viel zu hoch war.“ Am Ende hatte sie Eisele mit Bravour gemeistert. „Das war dann für uns schon ein Aha-Erlebnis“, sagt Rudigier.
„Braucht nur kurze Zeit, ihm etwas zu zeigen“
30 Mitarbeiter produzieren bei Witzemann und Fritz vorwiegend Spezialwerkzeuge und Teile für die Vorarlberger Industrie. „Eigentlich ist alles ziemlich interessant“, sagt Eisele über seinen Beruf. Und ergänzt: Es gebe sogar Aspekte, die für ihn zu schwierig seien.
Zerspanungstechniker mit Autismus
Stefan Eisele hat eine Lehre als Zerpanungstechniker absolviert. Er leidet am Asperger Syndrom.
Die ganze Belegschaft hat sich vor vier Jahren für die Aufnahme von Stefan als Lehrling ausgesprochen. Probleme gab es am Anfang bei der Verständigung. „Mit der Zeit lernten wir, damit umzugehen“, sagt Ausbilder und Betreuer Daniel König. So habe man zuerst herausfinden müssen, welche Worte Eisele für welche Dinge verwendet. Im technischen Bereich habe es hingegen auf Anhieb geklappt: „Vom Technischen her braucht es nur kurze Zeit, ihm etwas zu zeigen.“
Abwechslung gefragt
13 jungen Menschen mit Autismus werden derzeit bei ihrer Suche nach einer Lehrstelle von der Sozialeinrichtung Aqua Mühle begleitet. Das Land Vorarlberg hilft finanziell. „Dabei beraten wir sowohl den Lehrling als auch den Ausbildungsbetrieb, die Berufsschule und die Eltern“, erklärt Arbeitspsychologe Peter Huber von der Aqua Mühle. Man fungiere als Schnittstelle zwischen allen Beteiligten und passe das Hilfsangebot jeweils individuell an.
Menschen mit Autismus sollten immer die gleichen Arbeitsabläufe haben, lautet der Rat gemeinhin. Das war bei Stefan aber nicht der Schlüssel zum Erfolg - immer das Gleiche zu tun war ihm zu langweilig. „Entgegen der Ratschläge haben wir uns dann entschieden, ihn in eine andere Abteilung zu befördern“, so Betriebsleiter Rudigier. Dort würde von Einzelteilen bis hin zu Großserien alles hergestellt. „Und auch das hat der Stefan mit Bravour gemeistert.“
„Habe oft gute Ideen“
Voll im Element ist Stefan, wenn die Aufträge technisch herausfordernd sind. „Irgendwie muss man sich zuerst eine Herangehensweise überlegen, wie man das überhaupt alles macht. Und da habe ich oft gute Ideen“, erzählt Eisele stolz. Er ist der lebende Beweis, dass es klappen kann, Menschen mit Asperger-Syndrom erfolgreich in die Arbeitswelt zu integrieren. Man muss sie - wie andere auch - nur auf ihrem Weg begleiten.