Nein zu Menstruationsurlaub für Frauen
Bis zu 90 Prozent aller Frauen leiden regelmäßig unter Menstruationsbeschwerden. Bei manchen sind diese derart stark, dass sie von der Arbeit zuhause bleiben müssen - in Italien sprechen die Initiatoren des Gesetzesentwurfes sogar von einer Abwesenheitsrate von bis zu 15 Prozent. Für die Dornbirner Frauenärztin Barbara Niederer-Bauer wäre ein derartiges Gesetz grob fahrlässig. So würden sich viele Frauen ein ärztliches Attest besorgen, und bei starken Schmerzen einfach zuhause bleiben.
Gynäkologin: Statt Urlaub Ursache herausfinden
Viel wichtiger wäre es jedoch, dass die Ursache hinter den Schmerzen gefunden wird. Die Frauen müssten in erster Linie untersucht und behandelt werden. In manchen Fällen könnte das Ignorieren der Schmerzen schwerwiegende Folgen haben, in anderen Fällen könnten die Schmerzen nur durch Kleinigkeiten erträglicher gemacht werden, erklärt Niederer-Bauer. Die Gynäkologin befürchtet, dass Frauen durch einen gesetzlich verankerten Menstruationsurlaub viel weniger zum Arzt gehen, und die Alarmsignale des Körpers ignorieren.
Feministin: Schritt in die falsche Richtung
Für Amanda Ruf vom Verein Amazone in Bregenz ist es völlig unverständlich, dass Frauenzyklen plötzlich zum politischen Thema gemacht werden. Das sei alles andere als sinnvoll und schränke die Chancengleichheit enorm ein, sagt Ruf. Gesellschaftspolitisch wäre ein gesetzlich verankerter Menstruationsurlaub für Frauen ein Schritt in die Falsche Richtung. Ein ganz normaler biologischer Prozess würde plötzlich zur Schwäche der Frauen gemacht werden, man würde wieder vermehrt zwischen Mann und Frau unterscheiden, und dadurch Frauen diskriminieren und von öffentlichen Ressourcen ausschließen. Für Ruf hätte ein derartiges Gesetz auch Auswirkungen auf die Einkommensschere. Bei Gehaltsverhandlungen wäre der sogenannte Menstruationsurlaub ein weiteres Argument für ungleiche Bezahlung, da ist sich Ruf sicher.
AK: Bisher keine Anfragen
Bei der Vorarlberger Arbeiterkammer habe es bisher noch keinerlei Anfragen bezüglich Krankenstand durch Periodenschmerzen gegeben, heißt es im Fachbereich „Familie und Frauen“. Eine derartige Sonderregelung, wie derzeit in Italien diskutiert werde, sei derzeit auch nicht in Planung, wissen die Rechtsexperten der Arbeiterkammer.
Drei Tage Urlaub aufgrund von Periodenbeschwerden
In Italien könnten Frauen mit Menstruationsbeschwerden bald bezahlten Urlaub bekommen. Im italienischen Parlament wird derzeit über einen derartigen Gesetzesentwurf diskutiert. Unternehmen wären dadurch verpflichtet, bis zu drei Tage Menstruationsurlaub pro Monat ohne Gehaltskürzungen zu gewährleisten. Die betroffenen Frauen müssten mittels ärztlichen Attests belegen, dass sie unter starken Beschwerden leiden.