Kosten für Krebs-Medikamente steigen

Im Bregenzer Festspielhaus tagen seit Donnerstag 600 Experten, um aktuelle und zukünftige Herausforderungen in der Krebsmedizin zu diskutieren. Tenor: Die Patienten leben länger, die Kosten bedeuten aber ein wachsendes Problem.

„Krebs ist eine Geißel, eine globale Epidemie“, stellte Günther Gastl von der Medizinischen Universität Innsbruck bei der Pressekonferenz zur Tagung am Donnerstag fest. Noch immer sei Krebs die zweithäufigste Todesursache nach den Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zwar nehme die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken, in Österreich ab. Dennoch steige die Zahl der Menschen mit Krebs bis 2020 um 38 Prozent an, so Gastl.

Krebs Onkologie

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Krebszelle

Bessere Behandlungsmöglichkeiten hätten aber dazu geführt, dass in Österreich 60 Prozent der Patienten auch fünf Jahre nach der Diagnose noch am Leben seien. Das führe allerdings auch dazu, dass es in den nächsten Jahren zu wenige Onkologen geben werde. Derzeit gebe es in ganz Österreich 400 Ärzte, die sich auf die Behandlung von Krebs spezialisiert haben. Bis 2020 würden aber rund 500 gebraucht.

Warnung vor Medikamenten-Kosten

Ein weiteres Problem würden die steigenden Medikamentenkosten darstellen, sagte Felix Keil vom Hanusch-Krankenhaus der Wiener Gebietskrankenkasse. In seinen Abteilungen komme es zu jährlichen Budgetsteigerungen von 15 bis 25 Prozent. Sein Rat: Medikamente mit Kosten von über 4.000 Euro sollten auf ihren Nutzen hin untersucht werden - die Effizienz im Alltag sei nämlich oft eine andere als diejenige in Studien, die von der Industrie selbst durchgeführt würden.

Das unterstrich auch Wolf-Dieter Ludwig, der Vorsitzende der deutschen Ärzteschaft. Zwar diene ein Drittel der neu zugelassenen Medikamente der Bekämpfung von Blut- oder Tumorerkrankungen. Zwei Drittel davon brauche man aber nicht, so Ludwig. Und 70 bis 80 Prozent der Innovationen würden keinen therapeutischen Fortschritt bringen.

Entwicklungen sollen bei Patienten ankommen

Offiziell trägt die Tagung, die von Donnertag bis Samstag im Bregenzer Festspielhaus stattfindet, den Titel „Krebsbehandlung im Spannungsfeld zwischen neuen Entwicklungen in der Medizin und Fragen der Demographie“. Veranstaltet wird sie von der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie. Parallel dazu findet die Tagung der Arbeitsgemeinschaft hämatologischer und onkologischer Pflegepersonen statt.

Onkologietagung Bregenz 2017

OeGHO

Pressekonferenz zum Start der Tagung am Donnerstag

Tagungspräsident Alois Lang vom Landeskrankenhaus Feldkirch sagte, Ziel der Tagung sei es, die vorhandene Vielseitigkeit in der Diagnostik und Therapie ans Patientenbett zum Betroffenen zu bringen. Der Krebs werde immer vielseitiger: Die Krankheit würde sich in einem Organ „aufschlüsseln“ und dann weitere Krebserkrankungen verursachen.

Rumpold wünscht sich Netzwerk

Dass die Kosten für Krebsdiagnostik und -behandlung immer höher werden, bestätigte auch Holger Rumpold, Leiter der Inneren Medizin und Onkologie am LKH Feldkirch. „Die Therapie jedem, der sie benötigt, verfügbar zu machen, in einer Art und Weise, dass sie auch in Zukunft leistbar wird, das ist eine Aufgabe, die nicht nur Mediziner betrifft, sondern auch die entsprechenden politisch Verantwortlichen“, sagte Rumpold.

Laut Rumpold erkranken in Vorarlberg pro Jahr 1.700 Menschen an Krebs, 15.000 Personen würden jährlich betreut, rund 760 Todesfälle gebe es zu verzeichnen. Er wünschte sich ein Netzwerk, im Rahmen dessen die Patienten betreut werden sollen, und das intensiv zusammenarbeite. Damit sei man für die zukünftigen Herausforderungen gerüstet.