Archäologen finden Erstaunliches in Bregenz
Dass auf dem Grundstück in der Tiberiusstraße in Bregenz die Mauern des ehemaligen Forum Romanum zum Vorschein kommen würden, wussten die Fachleute bereits. Schon 1888 hatte der Fabrikant und Archäologe Samuel Jenny hier die oberflächlichen Strukturen freigelegt.
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Was sie jetzt bei neuerlichen, tieferen Grabungen entdecken, gilt in der Fachwelt aber als kleine Sensation: In der Tiefe stießen die Experten auf Fundamente, die von einer früheren Bebauung aus der Zeit um Christi Geburt stammen. Mindestens zwei größere Häuser standen auf dem Grundstück - sie müssen ganz offiziell umgewidmet worden sein.
Spuren der Römer
Zu Brigantium zählen mehrere römische Wehranlagen und dazu gehörende Siedlungen für Zivilisten auf dem Gebiet der heutigen Stadt Bregenz.
Stadt - oder doch nicht?
„Das ist eigentlich eine völlige Neuigkeit, weil wir jetzt einen direkten baulichen Hinweis darauf haben, dass es hier eine sehr, sehr gut funktionierende öffentliche Verwaltung gab, wie wir sie eigentlich nur aus den großen städtischen Siedlungen im Römischen Reich kennen“, sagt Karl Oberhofer, Projektleiter an der Universität Köln.
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Sensationelle Funde in Bregenz
Dass der Bregenzer Ölrain geschichtsträchtiges Terrain ist, ist seit 120 Jahren bekannt. Was jetzt entdeckt wurden, bringt die Forscher aber zum Staunen.
Ob Brigantium eine richtige Stadt mit entsprechender Verwaltung war, ist bis heute umstritten. Die jetzt entdeckten Gebäude würden aber ein klares Bild ergeben, sagt Oberhofer: Die enge Abfolge der Bauphasen der Zivilgebäude und der Forumsanlage würde zeigen, dass relativ viel Finanzkraft im Spiel war. Nur so konnte ein Projekt wie das Forum - mit einer Fläche von rund 5.300 Quadratmetern - überhaupt umgesetzt werden.
Wohnhaus auf historischem Boden
Das Bild komplettieren aktuelle Funde: Neben Münzen, Zierfiguren und Schmuck befinden sich darunter auch Teile einer bronzenen Statue - unter anderem ein filigraner Flügel, wie man ihn zu Zeiten des Römischen Reichs auf Darstellungen der Siegesgöttin Victoria fand.
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Ob die Fundstücke wie diese aber jemals den Weg in ein Museum finden, ist derzeit noch unklar. Die aktuellen Grabungen finden nämlich im Vorfeld einer Bauprojekts statt, in dessen Zuge auf dem historischen Grundstück ein neues Wohngebäude entstehen soll. Es liege jetzt im Interesse des Eigentümers, ob er den Fund einem Museum zur Verfügung stellen wolle oder nicht, sagt Archäologe Andreas Picker vom Bundesdenkmalamt. Positive Signale vonseiten des Eigentümers soll es aber schon geben.