Bildungstest sorgt für Diskussionen

Das schlechte Abschneiden der Vorarlberger Schüler beim Bildungsstandardtest im Fach Deutsch sorgt für Diskussionen: FPÖ-Chef Reinhard Bösch kritisiert die „linken Kuschelschule“, die SPÖ fordert einen Masterplan.

Vorarlbergs Schüler haben im Fach Deutsch deutlichen Nachholbedarf: Das ist das Ergebnis eines Bildungstests, dessen Ergebnis am Dienstag veröffentlich wurde. In allen relevanten Kategorien - Sprechen, Lesen, Schreiben, Sprach-Bewusstsein - liegen die heimischen Schüler unter dem bundesweiten Durchschnitt. Das Ergebnis beschäftigt jetzt auch die Politik.

Bösch: „Linke Kuschelkursschule“

FPÖ-Landesparteiobmann Reinhard Bösch sieht die Schuld bei neuartigen Schulexperimenten, die er als „linken Kuschelschule ohne jeden Leistungsanspruch“ bezeichnet. Ohne eine Rückkehr des Leistungsgedankens sei das Bildungssystem verloren. Bösch fordert rasche Maßnahmen zur Verbesserung der Bildung - man könne es sich nicht leisten, wegen „verheerender Politik“ ganze Generationen zu verlieren. Dazu will er etwa flächendeckende Deutschförderklassen einführen.

SPÖ will Masterplan

Kritik kommt auch von der SPÖ: „Wie viele Studien und Fehlentscheidungen braucht es noch, bis Landeshauptmann Markus Wallner die Notbremse zieht?" fragt SPÖ-Chefin Gabriele Sprickler-Falschlunger in einer Aussendung. Bei den vielen Problemen könne man nicht mehr von Ausnahmen sprechen. Sie fordert die Landesregierung auf, einen Masterplan zu erstellen mit dem Ziel, die Schülerinnen und Schüler ihren Bedürfnissen entsprechend zu fördern.

NEOS fordert Änderungen bei NMS

Laut NEOS-Bildungssprecherin Martina Pointner sei es als besonders dramatisch anzusehen, dass die Ergebnisse der Neuen Mittelschule „massiv schlechter" ausgefallen seien als die Ergebnisse der AHS: „Ergebnisse wie dieses stimmen nicht gerade hoffnungsfroh, dass es mit der neuen Schulform tatsächlich besser werden könnte.“ Sollte man an der „Gemeinsamen Schule“ festhalten, seien hier „tiefgreifende Änderungen“ notwendig, so Pointner.

ÖVP mit Kritik an der Kritik

ÖVP-Schulsprecherin Barbara Schöbi-Fink weist die Kritik der Oppositionsparteien zurück: Die Tatsache, dass Bösch die Modellregion Vorarlberg als Luftblase bezeichne, sei „pikant“ - seine Partei habe die Modellregion vehement gefordert und auch mitbeschlossen. Die SPÖ-Forderung nach einem „Masterplan“ sei ein Schlagwort ohne Inhalt. Die Stellschrauben seien bekannt, jetzt brauche es eben Zeit, bis die Maßnahmen der Landesregierung auch in Tests ihren Niederschlag finden würden. Von NEOS fordert sie taugliche Modelle in der Bildungspolitik.

Wirtschaftskammer will Vergleichbarkeit

Für die Wirtschaftskammer Vorarlberg meldet sich Bildungssprecher Christoph Jenny zu Wort: Seit Jahren würden die Vorarlberger Schüler in Vergleichstests hinterher hinken: „Nach einer kurzen Schrecksekunde werden die Testergebnisse zwischenzeitlich mit ein paar Erklärungsversuchen zur Kenntnis genommen, bevor dann auch schon wieder zur Tagesordnung übergegangen wird“. Er fordert mehr Zeit und Engagement für sofortige Maßnahmen und mehr Vergleichbarkeit zwischen den Schulen.

Türtscher: „Nicht überraschend“

„Das Ergebnis der Bildungsstandards ist nicht erfreulich, aber auch nicht überraschend", so Wolfgang Türtscher, Obmann der ÖAAB-Lehrerinnen und –Lehrer in Vorarlberg. Die Neue Mittelschule würde abstürzen und komme nicht an die Ergebnisse der alten Hauptschule heran. Schüler mit Migrationshintergrund seien ein weiterer Grund für das schlechte Abschneiden. Auch Türtscher fordert mehr Leistungsorientierung in der Schule.