Jugendanwalt kritisiert Landesregierung

Der Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch kritisiert mangelnde Unterstützung und Umsetzung seitens der Landesregierung vor allem in Sachen Mobbing und Jugendschutz.

Eine durchwachsene Bilanz für das Jahr 2016 zieht der Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch. Neben einigen Erfolgen, wie beispielsweise bei der Informations- und Aufklärungsarbeit, seien viele Forderungen unerfüllt geblieben, so Rauch am Freitag.

Fehlendes Interesse beim Mobbing-Schwerpunkt

Vor allem beim Schwerpunkt „Mobbing an Schulen“ kritisiert Rauch das fehlende Interesse seitens der Politik. Nach wie vor fehle eine flächendeckende und aufeinander abgestimmt Präventionsarbeit. Faktum sei, so Rauch, dass im letzten Jahr nichts vorangegangen sei. Er wolle auch heuer nicht lockerlassen und weiter fordern, dass eine Gesamtstrategie des Landes, entsprechend der Absichtserklärung im Regierungsprogramm, umgesetzt werde.

Mobbing: Land weist Vorwürfe zurück

In Sachen Mobbing-Prävention an Schulen schlägt Rauch ein Modell nach oberösterreichischem Vorbild vor. Das habe sich bewährt, so Rauch, und gebe der Präventionsarbeit die notwendige Struktur.

Schullandesrätin Bernadette Mennel (ÖVP) und Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) weisen die Kritik vom Kinder- und Jugendanwalt in dieser Angelegenheit zurück und verweisen auf den Einsatz von 24 Beratungs- und fünf Kriseninterventionslehrern im Land. Ob es aber eine neue Struktur brauche, sei offen und Teil einer umfassenden Analyse, so Mennel und Wiesflecker.

Die Forderung, Mobbing in eine Gesamtpräventionsstrategie des Landes aufzunehmen, halten Wiesflecker und Mennel für berechtigt. Als sinnvolle Ansätze sehen sie darüber hinaus in einer möglichen Erweiterung des Angebotes durch gemeinsame Tagungen und Fortbildungen sowie andere Formen der Kooperation, verbindliche Vereinbarungen oder gemeinsam definierte Ablaufpläne.

Drei Anzeigen für Alkohol- und Zigarettenverkauf

Enttäuscht ist Rauch auch von den Ergebnissen der Testkäufe von Alkohol und Tabak im Handel, in Trafiken oder Tankstellen. Bei insgesamt 180 Testkäufen haben die Jugendlichen bei 40 Prozent der Fälle Alkohol oder Zigaretten erhalten.

Bei dieser Art des „Mystery-Shoppings“ im Bereich Alkohol seien die Ergebnisse wieder auf das Niveau von 2011 zurückgefallen, so Rauch. Daraus ziehe er den Schluss diesen Weg konsequent weiter fortzuführen. Es werde auch künftig das Präventionsinstrument „Mystery-Shopping“ eingesetzt und im Wiederholungsfall auch gestraft werden. 2016 wurde in drei Fällen Anzeigen erstattet.

450 Kinder und Jugendliche betreut

Insgesamt wurde die Kinder- und Jugendanwaltschaft 450 Mal kontaktiert. Am häufigsten wurden Fragen zum Thema Kontaktrecht, Obsorge und Scheidung gestellt, so Rauch. Zudem wurde im vergangenen Jahr ein Augenmerk auf die Aufklärungsarbeit an Schulen gelegt. Insgesamt wurden dadurch 4.500 Schüler erreicht - deutlich mehr als in den Jahren zuvor.

In diesem Jahr will Rauch den sozialpädagogischen Einrichtungen wie dem Vorarlberg Kinderdorf, den SOS- und ifs-Wohngemeinschaften oder der Einrichtung Jupident mehr Aufmerksamkeit schenken. Ein Defizit sei seit Jahren der Mangel an Evaluation, so Rauch. Man wisse schlichtweg nur wenig darüber, wie die Kinder- und Jugendlichen die Arbeit solcher Einrichtungen bewerten.

Zudem wird das Thema Medienschutz eine große Rolle spielen. Hier brauche es, so Rauch, strengere Maßstäbe wenn Kinder und Jugendliche Gegenstand der Berichterstattung seien.