„Frontalunterricht funktioniert nicht mehr“

Eine Neuorgansiation des Unterrichts fordert Bildungsexpertin Ingrid Teufel im Samstaginterview von ORF Radio Vorarlberg. Der Frontalunterricht funktioniere nicht mehr, das einzelne Kind müsse stärker im Mittelpunkt stehen.

Teufel hat vor 13 Jahren in Wien die „Lerngemeinschaft 15“ gegründet - eine Schule, in der Kinder acht Schuljahre absolvieren und sich individuell entwickeln können sollen. Die Lehrerin arbeitet auch in der Initiative „Schule im Aufbruch“, hat Schulbücher verfasst und lehrt an der pädagogischen Hochschule in Wien.

„Kinder werden immer unterschiedlicher“

Durch viele Studien sei belegt, dass die Qualität des Unterrichts von den Lehrern abhängt, sagt Teufel. Der herkömmliche Frontalunterricht funktioniere nicht mehr, da die Klassen immer heterogener und die Kinder immer unterschiedlicher würden. Die Kinder hätten immer mehr Bedürfnisse und die Eltern hätten immer weniger Zeit.

Wichtig sei es auch, so Teufel, dass in den Schulen auch schulfremde Personen arbeiten. Es brauche mehr Psychologen und mehr Sozialarbeiter.

„Konzentration auf Stärken der Kinder“

Für die Schulentwicklerin wäre der wichtigste Schritt zu einem zukunftsfähigen Bildungssystem die Konzentration auf die Talente und Stärken von Schülern. Das derzeitige Bildungssystem sei viel zu mangelorientiert, so Teufel. Dadurch gingen nicht nur Begabungen, sondern auch Lebensfreude und Lernmotivation verloren.

Ziel müsse es sein, die Kinder soweit zu ermächtigen, dass sie sich selber helfen können. „Kinder dürfen unterschiedlich sein“, betont Teufel. Es könne nicht sein, dass sie sich an einen vorgegeben Rahmen ausrichten müssten.

„Noten müssen abgeschafft werden“

Außerdem müssten Noten dringend abgeschafft werden, ist Teufel überzeugt, Denn nur mit einer schriftlichen Leistungsbeurteilung könne konstruktiv gearbeitet werden. Noten könnten nie gerecht sein.

Die überbordende Bürokratie und die „Testmanie“ koste den Lehrern Zeit und Kraft, die dann den Kindern abgehen würden, sagt Teufel. Sie tritt klar für das Modell der Gesamtschule ein.

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Das Interview mit Ingrid Teufel führte ORF Vorarlberg-Redakteurin Ines Hergovits-Gasser.