Befristete Kündigungen in der Kritik

In Vorarlberg sind derzeit mehr als 2.000 Personen arbeitslos gemeldet, obwohl sie eigentlich nur vorübergehend „gekündigt“ wurden - eine in der Baubranche durchaus übliche Praxis. Jetzt regt sich Kritik.

Die Situation ist hinlänglich bekannt: Bauarbeiter gehen im Winter für zwei bis drei Monate stempeln und nehmen nach dieser Zeit die Arbeit bei dem Dienstgeber wieder auf, der sie zuvor gekündigt hat. Rainer Eppel vom Wirtschaftsforschungsinstitut in Wien sagt, mit dieser Vorgangsweise würden sich die Betriebe unzulässigerweise einen finanziellen Vorteil verschaffen.

„Durch diese Strategie sparen Unternehmer Personalkosten, indem sie kurzfristig Arbeitskräfte freisetzen“, sagt Eppel. „Sie verlagern damit einen Teil ihrer Kosten auf die öffentliche Hand.“ Der Anteil saisonaler Kündigungen nehme ständig zu und breite sich von Bauwirtschaft und Tourismus auch auf Landwirtschaft und Handel aus.

Jenny: Unternehmen agieren verantwortungsvoll

Christoph Jenny von der Wirtschaftskammer Vorarlberg sieht die Situation anders. Ein Unternehmen müsse betriebswirtschaftlich geführt werden, nur dann könne es auf dem Markt bestehen. Die Unternehmen würden bei schlechter Auftragslage deshalb auch verantwortungsvoll mit den Kündigungen umgehen.

„Es macht ja auch aus Sicht des Unternehmens wenig Sinn, Mitarbeiter einfach beim Arbeitsmarktservice zu ‚parkieren‘, weil in der Situation auch der Unternehmer nicht mehr damit rechnen kann, dass der Mitarbeiter wieder bei ihm anfangen wird“, so Jenny.

„Belohnung“ für Unternehmen?

Als Maßnahme gegen die Auslagerung von Lohnkosten schlägt Wifo-Experte Eppel vor, die Beiträge der Arbeitgeber neu zu gewichten. Betriebe, die Arbeitnehmer kontinuierlich beschäftigen, sollten belohnt werden, so Eppel - und nicht jene, die mehr Arbeitslosigkeit verursachen würden.

Mit Regulativen könne man wirtschaftliche Grundsätze nicht außer Kraft setzen, lautet die ablehnende Reaktion der Wirtschaftskammer. Die saisonalen Kündigungen hätten sich auch deshalb so lange gehalten, weil sie vom Arbeitnehmer mitgetragen würden, sagt Jenny. Der würde finanziell deutlich besser aussteigen, wenn er die zahlreichen Überstunden vom Sommer bezahlt bekommen und einige Wochen Arbeitslosengeld beziehen würde.